Méri Edina szerk.: Textil-és Textilruházati Ipartörténeti Múzeum Évkönyve (XI) 2003 (Budapest, 2003)

Ildikó Klein – Bednay: Zur Geschichte des Blaudrucks in Deutschland insbesondere in Westfalen

Rückgang der Flachsanbau und der Leinenweberei sanken aber auch die Aufträge der Blaudrucker auf dem Lande, die v. a. in Norddeutschland bzw. Westfalen fast ausschließlich Leinen für ihre Arbeit verwendeten 34 . Für die weitreichenden Geschäftsverbindungen im späten 19. Jh. sei die Münsteraner Firma „Carl Bispinck, Indigo-Import und -Großhandel" genannt 35 . Hermann C. Bispinck (1861-1889) aus einer alten Münsteraner Kaufmannsfamilie stammend, wurde von seinem Vater Carl (1818-1889) im Jahr 1884 mit 23 Jahren nach Kalkutta zur Indigo-Auktion geschickt, das er von London aus per Schiff und von Bombay per Eisenbahn erreichte und dort mit der jüdischen Firma „Messrs. G. Steinhauser & Fuchs, Calcutta" zusammen arbeitete. Eine zweite Indienreise zur Indigo-Auktion in Kalkutta folgte 1886, im folgenden Jahr die seines Binders. Bengalen lieferte damals jährlich 4,5 bis 5 Mill. Kilogramm Indigo (Java außerdem weitere 1 bis 1,5 Mill. Kilo). Im Jahr 1896 importierte Deutschland insgesamt 2 024 600 Kilo Indigo im Wert von 21 258 000 Mark. Der Großhandelspreis für ein Kilo Bengal-Indigo belief sich im Jahr 1902 auf 10,50 Mark. Für das Jahr 1899 verzeichnet das erhaltene Debitorenbuch neben Kunden in Münster und Umgebung, solche in Rheine, Warendorf, Laer, Meppen, Celle, Bramsche, Bielefeld, in den Niederlanden Hengeloo, Winterswijk und Rotterdam, dazu in London. Die als „Indigo-Bispinck" bekannte Firma importierte um das Jahr 1900 Indigo im Wert von rund 1 Million Mark, das sie in Kalkutta und an der Londoner Indigo-Börse ersteigerte. In die Ära des Sohns Hermann Bispinck, der nach 1889 mit seinem Bruder Hubert das Geschäft fortführte, fiel auch nach der Erfindung des synthetischen Indigo die Produktion v. a. durch die Hoechster Farbwerke und die Badische Anilin und Sodafabriken (BASF) in Ludwigshafen, die das Natur-Indigo weitgehend verdrängten. Anfang des 20. Jh. ging die Nachfrage nach dem traditionellen Blaudruck immer mehr zurück. Gegenüber den farbenprächtigeren und mit modischen, neuartigen Musterkombinationen gestalteten, industriell hergestellten Druckstoffen konnten sie immer weniger bestehen. Der veränderte Zeitgeschmack führte zunehmend zu Schließungen von alten traditionsreichen Betrieben. Im frühen 20. Jh. werden v. a. die Blaudruckereiwerkstatt Kröger in Bünde, Kleinsorge in Schwalenberg/Lippe, Kentrup in Nottuln und Köster in Minden genannt 3 . Einen neuen Aufschwung erlebte der Blaudruck als 'wichtiger Bestandteil der deutschen Volkskunst' erst während der dreissiger Jahre. Die plötzlich anwachsende Nachfrage nach dem ehemals eher 'ländlichen' Blaudrucks nunmehr auch seitens der städtischen Bevölkerung führte nicht nur zur Wiederbelebung des alten Handwerkszweigs. Auch wurde er zunehmend von Vgl. Neuheuser 1984 12 f.; vgl. auch Anm. 157 bei Temminghoff 2000. Werland, Walter 1968. Vgl. Schmitz 1936 S. 4 und 35.

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