Vajk Éva szerk.: Textil-és Textilruházati Ipartörténeti Múzeum Évkönyve (IX) 2001 (Budapest, 2001)
Jeszenszky Sándor: Dr. Endrei Walter (1921-2000)
der Wissenschaften (1979) befaßte er sich eingehend mit dem Thema und gelangte zu hervorragenden Ergebnissen, besonders auf dem Gebiet der im Mittelalter gebräuchlichen Technik. Die wissenschaftliche Arbeit muß auf authentischen Quellen beruhen - das war das Grundprinzip seiner Arbeiten. Enthusiastisch sammelte er mit der Wissenschaftsgeschichte verbundene schriftliche Reliquien und Objekte, angefangen von alten Büchern bis zu Geräten des Urmenschen und markierten Ziegeln. Er betrieb Forschungsarbeiten in heimischen und ausländischen Archiven, wobei er stets auf authentische Informationen zurückgriff. Er sprach nicht nur im alltäglichen Sinne Deutsch, Englisch und Französisch sowie das zum Verstehen mittelalterlicher Dokumente unvermeidliche Latein, sondern konnte technische Beschreibungen in mittelalterlichem Deutsch entziffern. Der Grundsatz „Nur aus authentischer Quelle" veranlaßte ihn zur Veröffentlichung seines geistreichen und populären Werks „Technische Gerüchte". In diesem Werk enthüllt er mit Humor und in unterhaltsamer Weise die attraktiven, doch gänzlich unbegründeten „Märchen" der Technikgeschichte. Sein Buch zeigt, wie sich wissenschaftliche und doch populäre Werke über Technikwissenschaft schreiben lassen. Seither hütet sich jeder Autor die Sammlung von Hörensagen des Walter Endrei zu bereichern. Bei all dem weiten Umfang seines Interessengebiets war seine Arbeit hauptsächlich mit der Textilindustrie verbunden. Seine Arbeitsplätze waren der Reihe nach: die Organisations- und Kontroll-GmbH (1946-48), die Leitungsbehörde der Textilindustrie (1948-49), das Nationale Patentamt (1949-1952), das Ministerium für Leichtindustrie (1952-1957) und die Außenhandelsgesellschaft Flungarotex (bis 1981). Auf Dienstreisen im Ausland suchte er nach historischen Reliquien der Textilindustrie zu einer Zeit, wo sich die „Forschungen" der Ausreisenden nicht wissenschaftlichen Quellen zuwandten, sondern viel eher den Einkaufsquellen von Transistorradios oder sonstigen Gebrauchsartikeln. Seine ersten Veröffentlichungen befaßten sich vorwiegend mit aktuellen Problemen der Textilindustrie, wie z. B. seine frühen Arbeiten Materialkenntnisse von Textilwaren oder Fehler von Baumwollstoffen. Binnen kurzer Zeit jedoch veröffentlichte er auch Bücher über Geschichte, darunter das hervorragende Werk Geschichte der mittelalterlichen Technik. Dieses Werk zeigt, daß das wissenschaftliche Interessengebiet Walter Endreis sich nicht nur auf die Fragen der Textiltechnik beschränkte. Er befaßte sich auch mit allgemeinen Themen sowie mit der Herkunft des Programmierens und dem Schicksal von Neuerungen in Ungarn. Die Titel einiger seiner Bücher charakterisieren sein vielseitiges und vielfältiges Wesen besser als jede Würdigung: Spiele und Unterhaltung im alten Europa, Der Bauernkalender. Er schrieb sogar ein Krimi von wissenschaftlicher Qualität über die von ihm vermutete Ursache des mysteriösen Tods von Rudolf Diesel. Endrei war gerne bereit sein Wissen mit anderen zu teilen: mit seinen Kollegen und Studenten, mit Berufs- und Amateurforschern, er beteiligte sich sogar an dem Fernsehprogramm über Städteschutz. In 1981 trat er dem Lehrstuhl für allgemeine Technik der Loránd Eötvös Universität bei, wo er über Technikgeschichte Vorlesungen hielt. Später hielt er als Honorarprofessor nicht nur Studenten, sondern auch Lehrkräften von Universitäten und Hochschulen Vorträge. Die an der Loránd Eötvös Universität als Lehrstoff verwendeten Notizen zur Technikgeschichte in zwei Bänden, deren Ko-autor er war, sind ein Standardwerk der höheren Bildung und verhalfen vielen Kandidaten zu ihren wissenschaftlichen Graden. Auf vielen Gebieten gewandt, erkannte Endrei, daß wegen ihres interdisziplinären Charakters die Wissenschafts- und Technikgeschichte sich nicht in den traditionellen Rahmen der Ungarischen Akademie der Wissenschaften einfügen läßt. Er spielte eine bedeutende Rolle bei dem Zustandebringen des Komplexkomitees für Wissenschafts- und Technikgeschichte der Akademie, dessen Vorsitzender er bis zu seinem Tode war. Er war auch derjenige, der die Gründung des Koordinationszentrums für Technikgeschichte-Forschung, einer Organisation der Ungarischen Akademie der Wissenschaften an der Loránd Eötvös Universität, veranlaßte. Hier brachte er eine Datenbank der Technikgeschichte zustande - die erste ihrer Art im Land. Er betrachtete die bezüglich der Textilindustrie gesammelten Kenntnisse und auffindbaren his-