Endrei Walter szerk.: Textilipari Múzeum Évkönyve 8. 1995 (Budapest, 1995)
Katalin E. Nagy: Das Grundgewebe des ungarischen Krönungsmantels (Eine Gewebeanalyse)
Die dritte Reparatur am Krönungsmantel fand 1867 zur Krönung Kaiser Franz-Josephs statt. Die schadhaften Stellen wurden dabei auf dem obenerwähnten bordeauxroten Taft fixiert. Von dieser Instandsetzung besitzen wir schriftliche Dokumente der Kronwache: "Dieser Mantel war in so schlechtem Zustand, dass Frau Klein (Modehändlerin bzw. Stickerin) mit fünf Hilfskräften 14 Tage daran gearbeitet hat". Frau Klein futterte den Mantel mit (synthetisch gefärbtem) lila Taft. Das bestickte Grundgewebe (1. Gewebeschicht) des Körnungsmantels war laut Gewebeanalyse Samit. Dies ist das einzige Gewebe, das in seinem Namen die mittelalterliche Bezeichnung bewahrt hat [10]. Der frühmittelalterliche Name stammt aus dem griechischen Wort examitos bzw. aus dem lateinischen examitum. Eigentlich erfasst diese Bezeichnung eine territorial und technisch sehr ausgedehnte Gruppe von Geweben, die vom 5. bis zum 14. Jahrhundert Verwendung fanden [11]. Die Merzahl dieser Gewebe wurde in den europäischen Schatzkammern bewahrt. Sie stammen aus Persien, Syrien, Byzanz, Ägypten und auch aus spanisch-maurischen Gebieten. In der Hauptsache sind es Seiden, seltener ist das Grundmaterial Wolle, Baumwolle, manchmal Leinen. Gemusterte und ungemusterte Varianten sind gleicherweise bekannt. Eine einzige technische Eigenart verbindet diese Gewebegruppe: Zwei Schüsse, einer für die Ober-, einer für die Unterseite des Gewebes werden von einer Hauptkette getrennt. Eine Bindekette bindet die Fadenschichten zusammen, meistens im Köper 1/2. Durch Austauschen von Ober- und Unterschuss entsteht das Muster. Hergestellt wurden diese Stoffe auf einem Zugwebstuhl [12]. Die bedeutendsten Forscher dieser Stoffgruppe, D. Sepherd [13], A. Jeroussalimskaja [14], Krishna Riboud [15], G. Vial, F. Guichard versuchen die Samite - unter Berücksichtigung der historischen, kunsthistorischen und technischen Aspekte - , an ihren Herstellungsort zu binden. Ungeachtet dessen, dass uns unzählige mit dieser Technik gewebten Stoffe bekannt sind, ist ihre Datierung, ihre wichtigsten Herstellungszentren bis zum heutigen Tage umstritten. Der allgemeinen Ansicht nach dürfte Syrien oder Ostturkestan das älteste Zentrum dieser Webart gewesen sein. Mit der Verbreitung der Zugwebstühle wurden auch in den Werkstätten von Byzanz, wie auch in den unter byzantinischem Einfluss stehenden Webereien an der Mittelmeerküste Samite hergestellt [16]. Kennzeichnend für die Frühphase der byzantinischen Seidenweberei ist der starke persich-sassanidische Einfluss. Neben den prächtigen, representativen Stoffen mit grossem Musterrapport, wurden auf dem ganzen Gebiet des Reiches auch kleingemusterte, in der Hauptsache für Kleidungstücke bestimmte