Endrei Walter szerk.: Textilipari Múzeum Évkönyve 8. 1995 (Budapest, 1995)

Katalin E. Nagy: Das Grundgewebe des ungarischen Krönungsmantels (Eine Gewebeanalyse)

KATALIN E. NAGY Das Grundgewebe des ungarischen Krönungs­mantels (Eine Gewebeanalyse) Der ungarische Krönungsmantel ist das im besten Zustand erhaltengebliebe­ne monumentale Denkmal der europäischen Stickereikunst. Die ursprüng­lich glockenförmige Kasel haben der aufgestickten Schenkungsinschrift zu­folge König Stephan und Königin Gisela ausfuhren lassen und der Probstei Maria Himmelfahrt zu Stuhlweissenburg geschenkt (Zeichnung 1). Nach mehr als drei Jahrzehnte währender Aufbewahrung im Ausland war der Krönungsmantel am 1. Januar 1978, zusammen mit den anderen Krö­nungsinsignien, nach Ungarn zurückgekehrt. Seitdem wird der Mantel im Ungarischen Nationalmuseum verwahrt und ausgestellt. Da der Krönungsmantel jahrzehntelang nicht zugänglich war, konnte sich die Forschung nur aufgrund früherer Beschreibungen und Fotos mit dem Mantel beschäftigen. Deshalb hat die historisch-kunsthistorische Koordinie­rungskommission für die Krönungsinsignien beschlossen, dass im Zuge ei­ner neuen wissenschaftlichen Bearbeitung, als erster Schritt Technik und Zustand des Krönungsmantels erforscht werden sollen [1]. Unsere Arbeitsgruppe begann am 15. Februar 1983 die Untersuchungen und publizierte deren Ergebnisse [2]. Seither wurde in zahlreichen Studien die Herstellungstechnik des Mantels, dessen Gewebe und Farbstoffe analysiert [3]­Meine Arbeit befasst sich mit der bisher nicht publizierten Gewebeanalyse des Grundgewebes. Bevor ich auf mein eigentliches Thema zu sprechen komme, möchte ich kurz die Umwandlung der Kasel in einen Mantel be­handeln, ferner die aus verschiedenen Epochen stammenden Gewebeschich­ten bekanntgeben, die bei den einzelnen Reparaturen hinzukamen. Die Glockenkasel hatte man vermutlich im 13. Jahrhundert zu einem Mantel umgearbeitet, wobei auch der Kragen und die Schliesse angefügt wurden. Später wurde der Mantel im Laufe der Jahrhunderte fortlaufend repariert. Heute besteht er aus drei dicht aneinendergenähten Gewebeschichten, auf deren Vorder- und Rückseite verschiedenfarbige Reparaturstiche unter­schiedlichen Alters zu finden sind (Zeichnung 2). Die erste grössere Umarbeitung ist möglicherweise zwischen 1600 und 1650 vorgenommen worden, als das dicht mit Goldstickerei bedeckte Grundge­webe schon sehr gelitten hatte und gestützt werden musste. Bei dieser Um­arbeitung wurde der Mantel auf ein neues, farbig gemustertes Seidengewebe

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