Katona Ferencz (szerk.): Állami Déryné Színház 1951 - 1975 (Budapest, 1975)
Az 1974 - 1975-ös színiévad társulati névsora
ZUSAMMENFASSUNG Vor 1945 - dem Zeitpunkt der Befreiung vom Faschismus - war die Bevölkerung der ungarischen Dörfer fast vollkommen von der Theaterkultur ausgeschlossen. Höchstens kleine Wandergruppen suchten sie auf. Man konnte von Erfolg reden, wenn dieselben zur Unterhaltung dienten, ein künstlerisches Nivo wurde nichteinmal angestrebt. Dieser Umstand musste durch eine Kulturpolitik geändert werden, die es sich zum Ziel setzte die Privilegien zu beseitigen und die künstlerischen Werke für jeden Bewohner des Landes in erreichbare Nähe zu zaubern. So wurde am 20. August 1951 — dem Tage der Ungarischen Verfassung — das Staatliche Déryné-Theater gegründet, um mit 8-10 Ensembles überall, wohin die übrigen Provinztheater nicht einmal mit ihren sogenannten „Landschaftsaufführungen'' hinkommen konnten, jährlich cca 1800-2000 Vorstellungen zu geben. Es versteht sich von selbst, dass das Theater mit ungemein vielen unvorsehbaren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte: mit den Sorgen des dauernden Herumreisens, des Platzwechsels, mit den Organisierungsaufgaben der bis heute mehr als 40 000 Aufführungen; von dem grössten Problem: was und wie gespielt werden solltegar nicht zu reden. Im Prinzip ging man davon aus nur literarische und unterhaltende Werke vom höchsten Nivo aufzuführen. Werke, die dem höchsten Ziel: dem Dienste der allgemeinen Bildung Genüge leisten können. So gelangten die grössten Werke der ungarischen Dramenliteratur auf die Bühne des Theaters: Die Tragödie des Menschen, Ban Bánk, Csongor und Tünde (mit je 100r-120 Aufführungen) und selbverständlich auch die grossen Werke der Dramengeschichte: von Beaumarchais, Tschechow, Goldoni, Ibsen, Lope de Vega, Molière (dessen Tartuffe mehr als 700-mal gespielt wurde), über Ostrovski, Schiller bis Shakespeare und Sophokles. Und alldies in Dörfern, anfangs unter den primitivsten Umständen, oft in Lehrsälen, später auf den kleineren und grösseren Bühnen den Kultur205 häuser. Auch des XX. Jahrhundert durfte nicht ausbleiben: Neben García Lorca und Shaw konnte man überall im ganzen Lande die hervorragenden Werke der sowjetischen Dramenliteratur — die Dramen von Arbuzov, Katajev, Lavrenjov, Zorin — kennen lernen. Am wichtigsten war natürlich der Dienst des heutigen, lebenden ungarischen Dramas. Und hier wurde nicht nur das Repertoir der grossen Theater „nachgespielt", sondern es kaum auch zu wichtigen Erstaufführungen z. B. zur Erstaufführung des volkstümlichen Spieles Flochtanz von Gyula Illyés. Vom ersten Augenblick an wurden auch musikalische Werke gespielt. Nicht nur die Operetten und musikalischen Lustspiele, die auf sicheren Erfolg rechnen konnten, sondern - um den sich entwickelnden Forderungen nachkommen zu können - auch den Spielmöglichkeiten angepasste Opern: Donizetti, Smetana, Nicolai und selbverständlich Kodály - all das auf einer hohen Stufe der Musikalität. Die eigenartigen Umstände forderten auch einen eigenartigen Spielstil: eine einfache, zielbewusste, schwungvolle Szenenführung, klare Charakterbeschreibungen. Und mit vielem Experimentieren, reich an Ideen, musste die Szenik der Aufführungen geformt werden, mit Lösungen, die auch in den sich Tag für Tag ändernden Spielräumen eine künstlerische Gesamtwirkung ergeben. In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten entwickelte sich zwischen dem Theater und seinem Publikum, der Dorfbevölkerung, ein fast legendäres Verhältnis. Sie treffen jährlich fast eine halbe Million Zuschauer und dieses Zusammentreffen wird oft zur dauerhaften Verbindung, entwickelt sich zum Briefwechsel, zu freundschaftlichen Gesprächen. Es gibt vielleicht kein einziges Theater, das sein Publikum näher kennt. Und deshalb wurde die Arbeit dieses Theaters zu einem so lieben und nützlichen Mittel in der Entwicklung und Bereicherung der sozialistischen Kultur.