Siklódi Csilla szerk.: Sport Anno (A Sportmúzeum Kincsei 1. Budapest, 1993)

Vermes Lajos a „gáncsos lovag" (Siklóssy László)

sportlichkeit verbreitet war, unabschätzbar. In genealogischen Büchern finden wir das Prädikat ,,Nagybudafa " vor dem Namen der Vermes-Familie . Demzufolge stammt die Familie aus Csallóköz (Gros­se Schüttinsel zwischen Pressburg und Komorn). Nagybudafa ist gemäss einer Statistik aus dem Jahre 1910 eine KJeingemeinde mit 151 ungarischen Ein­wohnern. In derselben Gegend gibt es auch eine Ge­meinde namens Kisbudafa mit 160 ungarischen Be­wohnern. Lajos Vermes benützt abwechslungsweise beide Prädikate „Nagybudafa" und „Nagybudafal­va'\ ja er nennt sich sogar Lajos Vermes Ráthonyi Bethen von Nagy- und Kisbudafalva. Die Namen Ráthonyi und Bethen versuche ich nicht erst einmal zu entschlüsseln. Die Gemeinden Nagy-und Kisbuda­falva fanden wir auf keiner Landkarte, deshalb schli­esse ich darauf, dass sie mit Nagy-und Kisbudafa iden­tisch sind. Ls ist wohl selbstverständlich, dass Lajos Vennes diesen Angaben Nachdruck verlieh. Lajos Vermes, der eigentliche Held dieses Kapitels, wurde am 27. Juni 1860 in Subotice geboren. Die Mit­telschulen absolvierte er in verschiedenen Privatinsti­tutionen in Budapest. Mit 25 Jahren, liest man, ist er Kliniker. Hat er etwa das Doktorat abgelegt? Wenn wir dem Glauben schenken, dass er hie und da seine Sportberichte mit Dr. Vernies signierte und auf seine Visitenkarte das tr. (tudor = Doktor) drucken liess, dann ja. Aber können wir das glauben, wenn wir uns mehrmals versichern konnten, dass seine Angaben - seien sie über seine eigene Person oder über Sport­wettkämpfe — nur mit Vorbehalt zu gemessen sind? Das Turnen begann er im Nationalen Turnverein, wo János Maurer sein Lehrer war. Hier gewann er seinen ersten Preis am Pferd am 9. Dezember 1877. Die Liste seiner Erfolge ist lang und geht über Bodenübung, Seilübung, Wettlauf, Reckübung, Gewichtheben, Tur­nen am Springbock und Barren, Boxen bis zum Stab­hochsprung. Im Jahre 1881 gewann er zweimal den 2. Preis im F all rrad rennen von Budapest-Gödöllő, ein Jahr später errang er den 1. Preis im Rennen von Bu­dapest nach Kaschau. Zur gleichen Zeit bekleidete er Die Vermes-Familie von Budafalva stammt von Péter von Budafalva, dem Kämpfer von König Ladislaus IV. ab. ein Amt in der Budapester Fahrrad-Vereinigung. Lr hatte das Gefühl, den Turnverein von Subotice nicht allein in der Hand zu haben. Deswegen benötig­te er einen anderen Verein, welchen er nach Lust und Laune formen, auseinandernehmen und zusammen­setzen konnte. Dieser Verein hiess Achilles-Vereini­gung von Subotice. Der Verein liess auch ein Blatt er­scheinen: Das Achilles Turnwettkampfblatt. Es war das offizielle Amtsblatt des Bundes der Ungarischen Athletik Clubs, der Pool Gesellschaft, der Mungo, Hai- und Krokodil-Schwimmgesellschaften, dem Ti­biscus-Schwimmverein, dem Gehverein von Südun­garn usw." „Derjenige, der beweisen kann" - schreibt Herku­les, das damalige offizielle Sportblatt weiter - „dass diese Vereine jemals in Ungarn existierten und vom Innenministerium anerkannt wurden, bekommt von uns kostenlos den Titel und Rang des „Kämpfers des ungarischen Königs"."' Zu dieser Zeit stand Vennes auf dem Höhepunkt seiner Macht. Fs ist gut möglich, dass ihn diese Macht trunken machte. Im Jahre 1885 war er Sekretär des MAC (Ungarischer Athletik Club). 1886 der techni­sche Leiter der Athletik. Er hatte, demnach seine Hand auf dem besten Athletik-Verein des Landes, das jedoch mit einer schweren Krise zu kämpfen hatte. Als Vennes sich mit dem Pester Verein abmühte, er­gab sich die glänzende Gelegenheit, Subotice und Pa­lics zum Athletik/entrum der Welt zu erkoren. Sein Phantasie kannte keine Grenzen. Zuerst realisierte er seine Weltrekorde für seine Anhangerschaft, selbstver­ständlich nur auf Papier. Danach verpflanzte er die Achilles-Vereinigung nach Pest. Es sieht so aus. als ob er mit diesem Verein den zur Vakanz verurteilten Thron erobern wollte. Er war der groteske Sportnapo­leon in jener verwprrenem zeit, ohne dass er eigent­liches Talent zur einheitlichen Führung gehabt hätte. Die Wirrnis jedoch gefiel ihm aussergewöhnlich, so sehr, dafcs er bemüht war, sie noch zu steigern. Wenn er nicht am Wettkampf selbst teilnahm, so übernahm er einige Funktionen, wie Handicapieren, Zeitmessen, Berichterstatten. Genau diese Tätigkeiten brachten ihm die meister Rügen ein. Andere Menschen hätten sich das Genick gebrochen. Auch er hätte besser

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