Siklódi Csilla szerk.: Sport Anno (A Sportmúzeum Kincsei 1. Budapest, 1993)

Vermes Lajos a „gáncsos lovag" (Siklóssy László)

Lqjos Vermes, ein Ritter mii Tadel Der „AUround"-Athlet der 1880-er Jahre, LAJOS VERMES, war die charakteristischste Sportfigur sei­ner Zeit. Einerlei, welche sonderbaren Details seine Auftritte färbten, er war der bekannte, begeistertste Sportagitator der ungarischen Sportgeschichte. Auf diese Weise würde ich Lajos Vermes kennzeichnen, wenn ich ihn nur mit zwei Sätzen beschreiben dürfte. Vennes kann man jedoch nicht mit bürgerlichem Denken in zwei Sätzen „erledigen". Wer also war dieser Mensch, der unter den Sonder­baren der sonderbarste war? Individuum oder Typus? War er ein Don Quijote oder ein Münchausner Baron'.' Heiliger oder Verrückter? Genie oder Irre? Heros oder Clown? Die Fortsetzung der Vergleiche wünscht weitere Steigerungen, aber nicht mehr Vennes zugute. Ver­mes bleibt beim Vergleich zu Graf Móric Sándor und den zwei grossen „Wanderpatrioten" Wesselényi und Kendeffy hinkend zurück. Der Vergleich offeriert sich trotzdem. Graf Móric Sándor gilt zweifelsohne als Vennes' berittener Vorgänger. Von den beiden ist der Graf der Held und Vermes die Parodie. Tauschen wir Móric Sándor's Schamanen gegen rasselnde, hohe Fahrräder, so erhalten wir Vennes. Identisch sind beide darin, dass für sie nichts unmöglich ist, und dass sie im Na­men des Sports fürjedé verrückte Idee zu haben sind. Oben beschrieb ich Vennes als den begeistertsten Sportagitatoren der ungarischen Sportgeschichte. Dies muss nun begründet werden. Wie aber kann ich das. wenn unter den Sportagitatoren solche Namen wie Graf István Széchenyi, Tivadar Bakody, Elek Matolay. Graf Miksa Esterházy und Lajos Molnár anzutreffen sind? Was akkreditiert Vennes in dieser Gesellschaft, wo fundiertes Wissen, Weitblick, entschlossene, gewal­tige Gesten, Selbstkenntnis und Bescheidenheit regie­ren? Allem voran jedoch die Kalkulation mit dem rea­listischen Leben? Wie kommt Saul zu den Profeten? Wie kommt dieser konfuse, irreale Mensch in diese Gesellschaft? Der riesige Unterschied zwischen Vennes und den ernsthaften „Grossen" springt ins Auge. Jene versu­chten mit Kopf, Anhänger für ihre Ideen zu finden, unter welchen auch der Sport einen zugegeben vornehmen Platz hatte. Sie befassten sich jedoch nicht ausschliesslich mit Sport, sondern sie begeisterten sich auch für andere Ideen. Vermes konnte sich nur für den Sport begeistern. Während sich die „Gesellschaft" mit wenig Anstrengung in Sache Sportagitation sich einen Namen machte, gelang dies Vermes nur blass. Ilinen gelang etwas Bleibendes; von Vennes' Aktivitä­ten lesen wir zwar mit Interesse, etwas Bleibendes schuf er jedoch nicht. Der Sportagitator Lajos Vermes war ein Mensch, der sich wenig um die Realität des Lebens scherte. Seine ganze Person war eine riesige Begeisterungshy­pertrophie, welche als brennende Fackel auf dem Weg des Lebens geht, um den Ruhm des Sports zu verkün­den. Und nebenbei auch dem Ruhm seiner Person. Seiner Heimat; der weitläufigen Ungarn, sowie der engen - Subotice, Palics, Nagybudafalva. Das ist der Mittelpunkt der Welt. Hier fielen Weltrekorde beim Schwarzkaffee trinken . Seine eigenen Erfolge mischen sich mit Massener­folgen. Das Volk strömte nach Palics. Tausende ver­folgten die Wettkämpfe. Die Zeitungen berichteten kolonnenweise über die grossen Sportereignisse in Pa­lics. Man pilgerte zu Vennes. Er wurde gefeiert. Man rief und erwartete ihn. Manchmal umsonst. Wenn er aufkreutze, umrangen ihn viele Sportbegeisterte. Er ging mit gutem Beispiel voran. Mehr als hundert Me­daillen zierten seine Brust. Das Glänzen und Glitzern der Medaillen benützte er für erneute Massensugges­tionen. Wahrscheinlich predigte er unzählige Male die Wor­te „gesunder Körper, gesunder Geist", aber dass in ihm ein gesunder Geist wohnte, ist nicht wahrschein­lich. Die endgültige, befriedigende Lösung des Ver­mes-Rätscls müssen wir den Psychiatern überlassen. Wenn auch kein gesunder Geist in Vennes wohnte, die grossie Sportbegeisterung strahlte dennoch vom ihm aus. In der Folge halten wir nun diesen hundert­prozentigen Sportler vor unseren Augen. Lernen wir seine Vorzüge und Fehler kennen. Ich sprach es be­reits an: Vermes war kein Ritter ohne Tadel. Trotz­dem war seine Sportagitation in jener Zeit, wo Un-

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