Bardoly István és László Csaba szerk.: Koppány Tibor Hetvenedik Születésnapjára (Művészettörténet - műemlékvédelem 10. Országos Műemlékvédelmi Hivatal, 1998)
Marosi Ernő: Pentimenti. Korrekciók a 14-14. századi művészet képén
wiesene Beteiligung eines früher in Reims tätigen Bildhauers brabantischen Ursprungs am Krakauer Grabmal Königs Kasimir des Großen nicht als ein Beitrag zur stilistischen Orientierung der ungarischen Hofkunst aufzufassen wäre. (Zumal der Auftraggeber Ludwig der Große von Ungarn war, und als Material ungarisches Rotmarmor benutzt wurde.) Als - besonders im Zusammenhang mit dem „Meister von Großlobming" - neuerdings Fragen über die frühere Datierung dieser Erscheinungen, über ihre Verwurzelung in der französischen Hofkunst des 14. Jahrhunderts sowie über die Kontinuierlichkeit der Wiener künstlerischen Tradition aufgeworfen und diskutiert wurden, müssen die Vorbedingungen der Kunst der Statuen der Sigimundszeit aus dem Schloß zu Buda auch in einem anderen Licht betrachtet werden. 3. Der „mitteleuropäische Stil" kann daher, der breiteren Auffassung der „internationalen Gotik" entsprechend, als ein Rahmen für die Rezeption der höfischen Stilerscheinungen und als eine organische Voraussetzung des „schönen Stils" um 1400 aufgefaßt werden. Als einer der wesentlichen Faktoren dieser ziemlich eklektischen Hofkunst wurde der Ikonenkult am ungarischen Hof (die Königin Elisabeth besaß ja eine Lukasmadonna wohl italienischen Ursprungs, die wohl durch Kopien von Aachen und Mariazell überliefert wurde) durch seine besser belegte böhmische Parallele in den Hintergrund gedrängt. Angesichts der neuen Thesen von M.V. Schwarz über die „Bildform" dieser Madonnenbilder als Quelle der Schönen Madonnen muß bemerkt werden, daß diese Quelle für Ungarn und für die Entstehung der Statuen von Buda kaum nachgewiesen werden kann. Aufgrund einer neu restaurierten hölzernen Madonnenfigur (Pfarrkirche, Piliscsaba), deren Provenienz aus dem Klarissenkloster von Óbuda nun gesichert ist, kann dagegen die Anwesenheit einer sitzenden Maria lactans vom Typ der böhmischen Madonna von Konopischt im Besitze der Königin Elisabeth kurz vor ihrem Tod vermutet werden. Es mag sich darum gehandelt haben, daß die Statue eine plastische Version des Bildtyps der Madonna dell'Umiltà vertrat. 4. Über den lokalen Hintergrund der ungarischen Hofkunst in der Produktion der Städte ist man weiterhin auf blosse Vermutungen hingewiesen. Fraglich erscheint vor allem, ob man diejenigen Beziehungen, die zur Portalskulptur der Wiener Minoritenkirche jüngst von J. Zäry für das Nordportal des Domes von Preßburg nachgewiesen wurden, als Quelle oder als eine Parallele der gleichzeitigen Hofkunst betrachten darf. An den beiden rotmarmornen Abtgrabsteinen aus der Benediktinerabtei Pannonhalma lassen sich allerdings Zeichen eines ähnlichen stilistischen Orientierungswechsels wie in der Hofkunst vermuten. In den Städten sind dagegen Zeichen eher nachhaltigerer Orientierung zu finden. Preßburg bewahrte z.B. seine ausschlaggebende Wiener Beziehungen bis tief in das 15. Jahrhundert, und im Lichte der Nachweise über die Entstehung der Katharinenkapelle unter dem Wiener Stephansturm in den letzten Jahrzehnten des M.Jahrhunderts erübrigen sich auch Vermutungen über umfassende und Hand in Hand mit Neuorientierungen gehende Periodenwechseln in der Baugeschichte der Kaschauer St. Elisabethkirche. Im Licht der neuen Erkenntnisse über die Hofkunst des frühen 15. Jahrhunderts, vor allem aufgrund der Statuen der Sigismundszeit in Buda, läßt sich auch der Unterschied zwischen städtischer Produktion (zu denen etwa in Kaschau außer Portalreliefs der Elisabethkirche nun diejenigen der Franziskanerkirche auch zählen) und der Hofkunst genauer zu bestimmen. Diese Frage berührt auch Vermutungen über mögliche lokale Voraussetzungen bzw. Ausstrahlungen sigismundinischer Hofkunst in Ungarn. Im Mangel einer gesicherten Proveninenz ist die Beweiskraft der Schmerzensmannfigur aus Fonyód (Veszprém) zu bezweifeln. Die Zuschreibung einer neu aufge-