Bardoly István és László Csaba szerk.: Koppány Tibor Hetvenedik Születésnapjára (Művészettörténet - műemlékvédelem 10. Országos Műemlékvédelmi Hivatal, 1998)
Marosi Ernő: Pentimenti. Korrekciók a 14-14. századi művészet képén
Pentimenti Korrekturen am Bild der Kunst Ungarns im 14.-15. Jahrhundert Ernő Marosi 1987 als Band 2. der Geschichte der Kunst in Ungarn erschien die Synthese über die Kunst in Ungarn um 1300-1470. Nach einem Jahrzehnt (und wegen der sich lange verzögernden Redaktionsarbeit noch wesentlich mehr) erscheinen Korrekturen am kunsthistorischen Gesamtbild angesichts des durch Neufunde und historische Forschungsergebnisse veränderten Wissenstands als unbedingt notwendig. In diesem Litaraturbericht wird ein Überblick der den letzten Drittel des 14. Jahrhunderts bzw. den Anfang des 15. (die Epoche seit den späten Regierungsjahren Königs Ludwig d. Gr. von Ungarn bis zum König Sigismund von Luxemburg) betreffenden neuen Kenntnisse geboten. Der Schwerpunkt liegt möglichst auf denjenigen Tatsachen, denen zufolge sich der kunsthistorische Kontext verändert hat. Eine Anzahl der neuen Ergebnisse, die sogar eine überarbeitete Neuauflage des Handbuchs forderten, wurde 1994 im Ausstellungskatalog Pannónia Regia verzeichnet. Weitere Literaturhinweise finden sich in den Anmerkungen. 1. In der 1987 herausgegebenen Synthese wurde für die Epoche zwischen 13601390 ein mit Recht als fragwürdig erscheinender stilgeschichtlicher Terminus „mitteleuropäische Gotik" verwendet. Einige neuen Forschungsergebnisse haben zur Konkretisierung dieses Stilbegriffs beigetragen. Diese Erkenntnisse betreffen die Beziehungen der ungarischen Hofkunst zu Böhmen einerseits und ihre Beziehungen zu Österreich andererseits, sowie eine allgemeine Orientierung nach entfernteren (vor allem französichen) Vorbildern, die durch diese künstlerische Verbindungen vermittelt wurden und in ihnen ihren Ausdruck finden. Diese neue Orientierung konnte am Beispiel der Illustrationen der sog. Ungarischen Bilderchronik nachgewiesen werden. Ahnlich wie der Stil der Bilderchronik, kann der persönliche Stil des Malers Johannes Aquila von Radkersburg wohl nicht auf Italien, sondern auf italienisierende Tendenzen zurückgeführt weiden, die in Böhmen und Österreich um die Mitte des 14. Jahrhunderts beheimatet waren. Als die Tätigkeit des Johannes Aquila erst seit dem Ende der Siebzigerjahre durch Werke belegt werden kann, mag seine stilistische Verspätung seiner sozialer Stellung entsprechen. 2. Innerhalb des „mitteleuropäischen Stils" mag die Eigenartigkeit und die Rolle der weitgehend unbekannten angiovinischen Hofkunst Ungarns bestimmt werden. Als neue Denkmälergruppen werfen besonders die Skulpturenfragmente aus dem Zisterzienserkloster von Pilisszentkereszt und aus der Kapelle der „goldenen Muttergottes" von Pécs ein schärferes Licht auf die Hofkultur. Beidenorts sind die Stifter mit vielen Fäden an den Hof, besonders an die königliche Kapelle verbunden. In der Zisterzienserabtei von Pilis wurde ein Lettner wohl bald nach der Reform von 1357 errichtet, und die stilistisch verwandte erste Gruppe von Pécs mag ebenfalls um diese Zeit datiert werden. Die jüngere Gruppe von Pécs vertritt dagegen eine Eleganz französich-höfischer Prägung, die an Pontifikalsiegeln ungarischer Prälaten und an Siegeln und Goldschmiederwerken des königlichen Hofes der späten Anjouzeit auch erscheinen. Wenn nicht die Quellen, zumindest Parallelen dieser Tendenz können in Wien von den Skulpturen der Minoritenkirche bis zur Herzogenwerkstatt nachgewiesen werden. Unter den neuen ungarischen Funden vertritt die geharnischte Ritterfigur der Palatins Nikolaus Garai aus der Augustinerchorherrenkirche von Siklós ein missing link zur Wiener Herzogenwerkstatt. Es fragt sich auch, ob die von Gerhard Schmidt nachge-