Haris Andrea szerk.: Koldulórendi építészet a középkori Magyarországon Tanulmányok (Művészettörténet - műemlékvédelem 7. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,)
Marosi Ernő: A koldulórendi építészet Magyarországon
Die Architektur der Bettelorden in Ungarn Ernő Marosi Der Versuch, die Rolle der Bettelorden sowohl für die Kunstgeschichte wie auch für die Sozial- und Literaturgeschichte Ungarns zuverlässig aufzuweisen, stößt vor allem wegen des Erhaltungszustandes ihrer Denkmäler auf Schwierigkeiten. Man ist auf Analogien angewiesen, wobei regionale Eigentümlichkeiten ebenso bedenklich erscheinen, wie die längst überholte evolutionistische Beurteilung der Architektur der Bettelorden, der gegenüber sich eine eher pluralistische Betrachtungsweise als eines "modus humilis" empfielt. Diese beiden Aspekte machen eine Revision der Geschichte der Bettelordenskunst in Ungarn überaus fällig. Anhaltspunkte wie Bilderschmuck und Einrichtung der Bettelordenskirchen fehlen uns, da sie in Ungarn in beträchtlichem Maße verlorengegangen sind. Was die architektonische Ausführung und Gliederung dieser Kirchenbauten betrifft, scheinen sie die Annahme von Ordenswerkstätten zu widerlegen und den Einfluß jeweils lokaler Baugewohnheiten zu bekräftigen. Die nachweisbaren Anlagen (7-8 von ca. 50 Dominikanerklöstern und etwa 30 von ca. 110 Franziskanerklöstern) erlauben es allerdings nur, sehr vorsichtig Schlüsse zu ziehen, wobei gerade die Gründungsbauten bis zum Mongoleneinfall von 1241/42 völlig unbekannt sind. Das erste Bausystem - langgestreckte Saalbauten mit quadratischen bzw. gerade geschlossenen, verlängerten Chören - dürfte um die Mitte des 13. Jhs. bei den Dominikanern Veszprém (Wesprim), Vasvár (Eisenburg) bzw. Buda (Ofen)/St. Nikolaus und Budapest/Margareteninsel sowie jüngst ausgegrabenen Franziskanerbauten in Obuda (Altofen), Sárospatak und Zalaszentgröt [?]) ausgebildet worden sein, wobei eine damals bereits altertümliche Observanz ihren Ausdruck fand. Die langgestreckten Chöre bildeten mit ihrer obligaten Absonderung durch Lettner wohl den Ansatz zur Ausbildung kapellenartiger Chöre, die ihre klassische Ausprägung wohl in der Übernahme des Haupttyps der hochgotischen Kapelle fand. Die ersten Denkmäler dieses Haupttyps können vor allem an Franziskanerbauten aus dem letzten Drittel des 13. Jhs. [Buda (Ofen)/St. Johann, Sopron (Ödenburg), Pozsony (Preßburg/Bratislava], bei den Dominikanern: Kassa (Kaschau /Kosice), nachgewiesen werden, die unter hochgotischen Einflüssen entstanden. In der Folgezeit blieb die Dreiteilung des Kirchenraumes (Chor-Lettner-Langhaussaal) bis in das 16. Jh. vorherrschend, wobei eine optische Vereinheitlichung des Raumes (Verzicht auf die Lettneranlagen?) wohl eher der Observantenbewegung der Franziskaner zugeschrieben werden kann. Die Kapellenchöre haben seit dem 14. Jh. sogar ältere Typen der Choranlage ersetzt. Weitere, anhand des noch schlechter erhaltenen Materials bisher nicht genügend interpretierte typologischene Merkmale sind wohl in der Art und Weise der Einfügung der Glockentürme in die Klöster zu suchen. Die sich an die Chöre anschmiegenden Türme sind in den Klöstern des 14. Jhs. entweder über dem Durchgang des Osttraktes oder oberhalb der Ostecke des Kreuzganges zu finden, wobei spätere Anlagen massivere Türme bei den Chören (bevorzugte Stelle ist der Winkel zwischen Chor und Tanghaus) aufweisen. Diese Unterschiede werden wohl erst aufgrund zusätzlicher Kenntnisse über Lebensweise und Bräuche der Mönchsgemeinschaften ihre Erklärung finden.