Haris Andrea szerk.: Koldulórendi építészet a középkori Magyarországon Tanulmányok (Művészettörténet - műemlékvédelem 7. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,)
Bartos György: Megjegyzések a soproni ferences templom és kolostor építéstörténetéhez
Bemerkungen zur Baugeschichte der Kirche und des Klosters der Franziskaner in Sopron (Ödenburg) György Bartos Aufgrund der strukturellen und funktionellen Untersuchung des Kirchen- und Klosterkomplexes der Franziskaner in Sopron (Ödenburg) sowie der Teilbeobachtungen scheint sich die baugeschichtliche Periodisierung in der bisherigen Titeratur zur Diskussion zu stellen. Die Datierung des Baues der Kirche auf die Jahre um 1280 und ihre Stilbeziehungen zu Kassa (Kaschau/Kosice) Pozsony (Preßburg/Bratislava) und Gyulafehérvár ( Karls bürg/Alba lulia) sind auch heute noch überzeugend. Die Unterschiede der Teilformen des Chores lassen jedoch auf eine Planänderung während des Beuvorganges schließen. Das früher vorausgesetzte Gewölbe des Schiffes wurde nicht verwirklicht, sondern bis zum Bau des heutigen Gewölbes griff man auf irgendeine Abdachung aus Holz zurück. Parallel hierzu können wir im Kloster, der Meinung von József Csemegi folgend, einen Kapitelsaal mit Plattendecke annehmen, der wahrscheinlich schon mit drei Kapellen erweitert und mit Wandgemälden verziert war. Der Saal wurde nicht viel früher als 1340 anläßlich der Vorbereitungen zur Odensprovinzversammlung mit einem Gewölbe versehen. Meiner Meinung nach kam es zum heutigen Zustand durch die zwischen 1380 und 1400 vor sich gehende große Bautätigkeit: Die nördliche Mauer des Schiffes wurde abgerissen und der untere viereckige Block des Turmes sowie die neue Wand des Schiffes erbaut mit schmalen Fenstern. Sodann überwölbte man das Schiff, und schließlich wurde der achteckige Block des Turmes mit der Kappe ausgebaut. Die Detailforme der Teile weisen auf Beziehungen zu Wien, zur Wiener Neustadt und zu Pozsony (Preßburg/Bratislava) hin. Mit dem Bau des Turmes wurde die Hauptfassade der Kirche von der Westseite auf die zum Hauptplatz der Stadt blickende Nordseite verlegt und dementsprechend auch der innere Raum umgeformt: In dem vom Chor mit einem mit Arkadenbögen Lettner getrennten Schiff entstand eine sich in der Nord-Süd Richtung vom Tympanongemälde der Schutzmantel Maria am neuen Eingang bis zur gegenüberliegenden, sich aus dem Kreuzgang des Klosters öffnenden Kanzel hinziehende Achse, die noch die mit Baldachinen versehenen Statuen der Pfeiler des Schiffes verstärkten. Die Statuenbaldachine wirken als Modelle der Bedachung des Schiffes bzw. des Turmes. Der zum Schiff hin mit einem großen Bogen öffende Raum auf dem Turmstockwerk dürfte wahrscheinlich die Empore des Kirchenpatrons gewesen sein. Die Donatoren dieses großangelegten Baues (und wahrscheinlich bis zum 15. Jh. auch die Patrone der Kirche) dürften die Mitglieder der Soproner GeisselFamilie gewesen sein, unter ihnen am ehesten Nikolaus, der sich lange Zeit als Stadtrichter und Bürgermeister betätigte und mit dem Erzbischof von Esztergom (Gran), von dem er mehrere Dörfer erbte, sowie mit dem Wiener Stadtrichter verschwägert war. Sein ansehnliches Vermögen sicherte ihm die finanzielle Deckung des Baues, seine verwandtschaftlichen Beziehungen den Import der modernsten architektonischen Lösungen. Er war derjenige, der seine persönliche und familiäre sowie die städtische Repräsentation beim Bau des Turmes in