Lővei Pál szerk.: Horler Miklós Hetvenedik születésnapjára Tanulmányok (Művészettörténet - műemlékvédelem 4. Országos Műemlékvédelmi Hivatal, 1993)

Balázsik Tamás: A csütörtökhelyi kettőskápolna

Die Doppelkapelle von Csütörtökhely Tamás Balázsik Die Doppelkapelle von Csütörtökhely (Spissky Stvrtok - Slowakei) ist ein bedeu­tendes Prachtstück unserer mittelalterlichen Architektur. Die Grundform ihres Bautyps war in vorchristlicher Zeit eine als Begräbnisstätte dienende Kapelle ent­weder mit oder ohne unterirdische Grabkammer. Auf den europäischen Gebie­ten des Mediterraneums sind mehrere Exemplare davon bekannt, deren Kon­struktion einen längsgerichteten oberen und unteren Raum aufweist. Beide Räume hängen architektonisch zusammen. Im mittelalterlichen Europa gab es zahlreiche Varianten der Doppelkapellen. Daß sie zu Bestattungszwecken benutzt wurden, kann jedoch nicht bei allen nachgewiesen werden. Ein im Zusammenhang mit der Konstruktion der Kapelle von Csütörtökhely mehrmals zitiertes Beispiel ist die Sainte-Chapelle in Paris, deren bedeutendste strukturelle Eigenheit, der zweistöckige Aufbau, in der Fach­literatur als ein auf deutschem Gebiet zu Begräbniszwecken modifiziertes Merkmal auftaucht. Wegen der Reliquienschenkungen der französischen Könige wurden in Frankreich zahlreiche Sainte-Chapelles errichtet. Die meisten von ihnen waren aber keine Doppelkapellen. Dieses Merkmal setzte sich erst zufällig bei den Nachahmungen durch. Es gab jedoch eine Tradition, die von den als Begräbniskapellen genutzten Doppelkapellen unabhängig war. Diese stellen die bekannten Kapellen in Nie­derösterreich in Pulkau und Altpölla dar. Mit der Kapelle von Csütörtökhely wurde wahrscheinlich dieser Gebäude typ in repräsentativer Form verwirklicht. An die Kapelle von Csütörtökhely schließt sich ein Gang an, der sie heute mit einem Kloster aus neuerer Zeit verbindet. Man nimmt an, daß man durch diesen Gang die Leichen und die Grabmale hineintragen wollte. An den Beispielen der als Begräbniskapelle genutzten Doppelkapellen (Paris, Sainte-Chapelle; Marienburg, Burgkapelle; Harlungenberg) ist der Anspruch auf die Trennung der Funktionen zu sehen. Während die unteren Kapellen den Be­gräbnissen und Trauermessen dienten, konnten die oberen Reliquienkapellen oder Versammlungsorte der Stände, aber auch Kapellen für Votivmessen sein. In dem unteren Teil der Kapelle von Csütörtökhely könnte schon im Mittelal­ter, als Vorläufer der neuzeitlichen Tradition, ein Altar gestanden haben. Leider ist keinerlei Dedikation bekannt. Gleichfalls aufgrund der Tradition wurde die obere Kapelle wahrscheinlich der Jungfrau Maria geweiht. Die Umstände der Entstehung der Kapelle von Csütörtökhely sind nicht bekannt. Ihr Architekt stand der Wiener Bauhütte sehr nahe, wahrscheinlich war er sogar ein Mitglied, denn er arbeitete nach den im Nachlaß der Bauhütte er­haltengebliebenen Plänen von 1450. Die Elemente seiner eigenen künstleri­schen Konzeption lassen sich an den Details wahrnehmen, die sich von denen auf den Wiener Plänen unterscheiden. Man kann sie als Elemente einer The­menvariation bewerten, mit denen der Architekt eine Variante der Möglichkei­ten konzipierte und durch die gegebenenfalls moderne Bestrebungen zum Aus­druck kommen konnten. Zu diesen gehört der originellste Teil der Kapelle, der aus den anderen mittelalterlichen Denkmälern Ungarns herausragt: die einzigar­tige zweischiffige, mit einer Hängekonsole versehene Empore. Die Pracht des Gebäudes wollte der Konstrukteur auch mit einem Statuenzy-

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