Magyar Műemlékvédelem (Országos Műemléki Felügyelőség Kiadványai 14. Budapest, 2007)

ÉPÜLETEK HOMLOKZATI FELÜLETKÉPZÉSÉNEK ÉS SZÍNESSÉGÉNEK TÖRTÉNETISÉGE. KONFERENCIA (BUDAPEST, 2005. NOVEMBER 17-18.) - MANFRED KOLLER: Architekturfarbe in Italien und Mitteleuropa vom 16 bis 18. Jahrhundert: Farbbedeutung und Farbwirkung der Materialien und Techniken

B) FRANKREICH UND NORDWESTEUROPA Die Backsteinarchitektur in Kombination mit Steinteilen weist in Frankreich, den Niederlanden und England eine Kontinuität vom späten Mittelalter bis zum Klassizismus am Ende des 18. Jahrhunderts auf. Auf dem jüngsten inter­nationalen Kolloguium„Couleur de lArchitecture" Anfang 2002 in Versailles wiesen viele Beiträge diese traditionel­le französische Architekturfarbe für Schlösser, aber auch für Stadthäuser nach, jedoch für die speziellen Färb- und Putztechniken stehen genauere archivalische und labor­mäßige Studien erst am Anfang. In den Randzonen der Ziegelfassadenflächen des Cour de marbre von Schloß Versailles sind im Nahbereich noch mehrere rötliche An­striche mit„Ziegelfarbe"zu erkennen. 19 Für das Hauptschloss von Versailles oder die Hausfas­saden am Seineufer in Paris zeigen gemalte Ansichten des 18. Jahrhunderts (von Hubert Robert u.a.) deren damali­ge Farbwirkung. Die Vedutenmaler dieser Zeit in Europa (vor allem Bernardo Bellotto, gen. Canaletto, mit seinen Ansichten aus Venedig, London, Dresden, Warschau, Wien oder München) zeichneten ihre Ansichten erst nach der Camera obscura und legten die Ausführung der Malerei im Atelier auf deren räumlichen Stimmungswert unter einer bestimmten Beleuchtung an und nicht auf die exakten Lokalfarben der einzelnen Fassade. Immerhin gibt es auch gezeichnete Ansichten von Bellotto mit flüchtig notierten Farbnotizen. 20 c) DEUTSCHLAND UND ÖSTERREICH (ÄHNLICH BÖHMEN UND UNGARN) In der Barockarchitektur nördlich der Alpen setzt sich die Praxis der Materialfarbgebung fort. Dabei wird im 17. Jahrhundert die „Ziegelfarbe" in Süddeutschland und Österreich unter dem der Einfluß der klassisch orientier­ten Baukunst Italiens von der „Steinfarbe" weitgehend verdrängt. Daher empfiehlt der Ulmer Baumeister Joseph Furttenbach in seinem Architekturtraktat von 1628 über die Grotten und Lustgebäude diese am besten grau in grau oder gelb in gelb zu gestalten. 21 Diese Monochromie mit durchgefärbten Putzen entspricht den andernorts auch so bezeichneten verschiedenen Steinfarben. Dies können folgende Beispiele näher illustrieren. Für die Bürgerspitalkirche in Salzburg verrechnen 1639 die Erben des Malers Christof Miliner 2 Fenster Steinfarb einzefasten. 22 Für das Landeszeughaus in Graz hat sich die Abrechnung des Malers Stefan Retz von 1646 erhalten (Stmk. Landesarchiv Graz). Er hat jeweils den Stein woll mit Oel ausgefüllt und nach dieserÖlimprägnierung das Wap­pen vergoldet und versilbert, die Steinornamentik des Portals vergoldet und die beiden großen Nischenstatuen von gutem venetianischen Bleiweiß Steinfarbe angestri­chen auch alle Zier daran mit Feingold vergoldet. Ferner wurden das Holztor und die Fensterbalken mit Berggrün und Bleiweiß und die Fenstergitter mit Bleiweiß gestri­chen. Die Fassadenuntersuchung ergab für die Putz- und Steinarchitekturals Erstfassung in Kalktechnik ockergelbe (Stein)Farbe für Gliederungen und Figurennischen zu wei­ßen Figuren und Wandflächen. Die letzte Wiederherstel­lung folgte genau den Befunden und Quellenangaben. 23 Besonders aufschlußreich sind die Angaben zu den von Ferdinand Pitzler um 1695 auf seiner Reise durch Deutschland gezeichneten Fassaden von Bürgerhäusern auf dem Leipziger Marktplatz (die leider 1945 zerstört worden sind). Pitzler notierte darunter die genauen An­strichrezepte, nämlich: Bleyroth anzustreichen: Bleiweiß, Braunroth, Köllni­sche Erde, Leinöhl / Steinfarbe anzustreichen: Bleyweiß, gelbe Erde, Köllnische Erde, Leinöhl / Gölbröthlich anzu­streichen: Bleyweiß, Mouza (?) Englischer Ocker, Leinöhl. Der Text erklärt dazu die verschiedenen Zweifarbigkeiten: Werden auch auf diese Art ausgesezt und angestrichen: gölber Grund und Steinfarbe, Gölber Grund und Weiß, röt­licher Grund und Steinfarbe, bräunlicher Grund und Weiß, dunkelgrau Grund und Weiß. 24 Dabei geht man wohl nicht fehl sich die Kombination von rötlicher Grund- und gelbbrauner Steinfarbe als traditionelles Farbenpaar von Ziegelfarbe mit Steinfarbe vorzustellen. Im höfischen Milieu des späten 17. Jahrhunderts ver­langte Karl Eusebius von Liechtenstein in seinem Archi­tekturtraktat als Gegensatz zur Marmorfarbigkeit der In­nenräume, daß die Fassaden von harten Stein oder von Materi der Ziegl und des Kalchs (sein) und die Steinfarb bekomen sol; welche Steinfarb aber also mit Ohl mues zugerichtet sein, dan solches die Nesse des Wetters nicht mehr benehmen könne. 25 Steinfarbenbemalung war auf für höfische Festdekorationen und Trauergerüste aus ver­gänglichen Materialien selbstverständlich. 26 Die Stadtbauordnungen des 18. Jahrhunderts in Deutschland machen „Steinfarbe" zur Urbanen Regel. So hält die Bauordnung für Würzburg von 1788 in Fortset­zung derjenigen von 1722 und mit Hinweis auf die Städte Mainz und Mannheim fest: die Wohnhäuser sollen keinen andern als weißen Anstrich mit stein- oder silberfarbiger Einfassung erhalten (damit sind obergelbe und hellgraue Töne gemeint). Jedoch können alle größeren steinernen herrschaftlichen Gebäude, bei denen es notwendig ist, das solche vor anderen Gebäuden ausgezeichnet wer­den in „Steinfarbe" allein bleiben. 27 Wahrscheinlich hat man auch die 1680 erfolgte deckende Kalkweißfassung

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