Magyar Műemlékvédelem 1969-1970 (Országos Műemléki Felügyelőség Kiadványai 6. Budapest, 1972)

BEVEZETŐ - Dercsényi Dezső: A magyar műemlékvédelem 100 éve

gänglich cin Problem auf, das man in Ungarn mit der Anwendung der zeitgemäßen Architektur zu lösen sucht. In Stadtgebieten, die unter Denkmalschutz stehen, wäre it. E. der Wiederaufbau eines noch so genau dokumen­tierten zerstörten Hauses eine Fälschung, oder, was noch schlimmer ist, es würde damit die Authentizität der erhaltenen Denkmäler beeinträchtigt. In Ungarn wurde dies denn auch nicht zugelassen. Gleicherweise hielten wir die Errichtung von Gebäuden, die sich zwar der Umgebung anpassen, doch charakterlos neutral sind, für unaufrichtig, ja für die Mißachtung der zeitgenössi­schen Baukunst. Da die Stadt eine historische Forma­tion ist und im Verlauf ihrer Entwicklung jede Periode der Baukunst sich in der ihr eigenen Sprache ausge­drückt hat, glauben wir, daß dieses Recht auch der Architektur unserer eigenen Epoche zukommt. Während wir uns also bei Neubauten in geschützten Umgebungen streng an die ursprünglichen Grundstückgrenzen und an die frühere Bebauungslinie halten, weil wir diese als kennzeichnende Gegebenheiten der Struktur und der Geschichte einer Stadt betrachten und deshalb auch die Anpassung des neuen .Baukörpers an die Umgebung fordern, geben wir hinsieht.lieh der Gestaltung des Grundrisses und der Fassade dem Architekten freie Hand. Dieser prinzipielle Standpunkt hat sich, unge­achtet der zweifellos vorgekommenen Fehlgriffe, im großen und ganzen bewährt. Unsere Erfahrung spricht dafür, daß in einer historischen Umgebung nicht die Art der künstlerischen Gestaltung, sondern ihre Qualität entscheidend ist, und daß auch die moderne Fassade eines wohlgelungenen Gebäudes sich in die wertvolle Umgebung aus der Vergangenheit einfügt. Die oben umrissenen Beziehungen zwischen der Denk­malpflege und der Architektur der Gegenwart ließen natürlich auch bei den Einzelwiederherstellungen ihre Wirkung spüren; die projektierenden Architekten von Restaurierungen treten mutiger an die Frage heran, wenn das alte Gebäude einer Erweiterung bedarf oder auch wenn in dessen Umgebung gebaut werden soll. Es wäre jedoch schwierig, wenn wir die praktisch«; Durchführung der obigen Prinzipien an einem, einzigen Beispiel veranschaulichen wollten, wie wir es bisher getan haben. Die Mannigfaltigkeit der in den Vorangegangenen aufgeworfenen Probleme tritt nämlich selten bei einem einzelnen Bauwerk auf. Die archäologische Forschung hatte vor allem bei der Freilegung von Burgen und Ruinen zu beachtlichen Ergebnissen geführt, und hatte für die Kenntnis des ungarischen Kunstgewerbes und der materiellen Kultur sogar ein Material von außer­ordentlich großer Quantität und hoher Qualität geliefert. Die bedeutendsten Ergebnisse der Mauererschließung wurden bei der Untersuchung von Wohnhäusern und Kirchen erzielt. In beiden Bereichen von Denkmälern besteht die Möglichkeit einer beeindruckenden Schau­stellung. Die oben dargelegte Konzeption des gemein­samen Weiterlebens von Altem und Neuen läßt sich jedoch nur in der stadtumfassenden Denkmalpflege ver­anschaulichen. Wir glauben indessen, an zwei Beispielen, dem Denkmalkomplex von Visegrád und der Wieder­herstellung der geschützten Innenstand von Sopron, unsere gegenwärtigen Verfahren und ihre Ergebnisse restlos darstellen zu können. Der Denkmalkomplex von Visegrád ist nicht nur wegen seiner Rolle in der Geschichte Ungarns von großer Bedeutung, sondern auch wegen des erheblichen Reich­tums an Denkmälern aus dem 4. bis l(i. Jh. Das früheste, ein römisches Militärlager, Castrum auf dem Sibrik­Hügel mit unregelmäßigem Grundriß, ist uns lediglich durch die Ausgrabungen von Sándor Soproni bekannt, Aus den hiesigen archäologischen Funden ergab sich, daß eines seiner Ecktürme noch im 9. Jh. und auch später, nach der ungarischen Landnahme in Gebrauch gestanden hatte (dies dürfte der in der ungarischen Bilderchronik erwähnte Turm gewesen sein, wo König Salamon eingekerkert war). Auch das Basilianer-Kloster im Tal unterhalb des Turmes ist uns nur aus Grabungen bekannt. Der in der zweiten Hälfte des 13. Jh. erbaute Wohnturm, der heute Salamon-Turm genannt wird, hat indessen die Architekten in der Wahl des angebrachte­sten Wiederherstellungsverfahrens hart auf die Probe gestellt (Abb. 5). Frigyes Schulek hatte 1871 den Tor­turm der Unterburg in Stand gesetzt, sodann die Wieder­herstellung des benachbarten Wohnturmes begonnen, indem er den im 16. Jh. eingestürzten Mauerteil — die frühere Textur nachahmend, - aus Quadersteinen wieder aufbaute, doch das ursprünglich streng geschlos­sene Mauerwerk mit neuen »frühgotischen« Fenstern auflockerte (Abb. 6). Sein Plan kam aber nicht voll zur Ausführung, der Bau wurde unterbrochen, und der unvollendete Teil provisorisch mit einer Holzkonstruk­tion abgeschlossen (Abb. 7). Diese Holzabdeckung brann­te im Jahre 1951 ab, und so blieb die Vollendung der Wiederherstellung unserer Zeit vorbehalten. Wenig Auf­gaben hatten die ungarische Denkmalpflege vor so schwere Probleme gestellt, wie die Restaurierung des Salamon-Turmes. Sämtliche Fachleute waren sich darin einig, daß die klaffende Öffnung geschlossen werden mußte, doch die unterschiedlichsten Lösungen wurden als die zu diesem Zweck geeignetsten empfohlen. Die Vollendung des Werkes von Frigyes Schulek seinem Vorhaben gemäß war — nach acht Jahrzehn­ten — im Sinne der heutigen Auffassung unmöglich. Das Schließen der Öffnung mit einer neuen, zeitgemäßen Konstruktion (Stahlbetonlamellen, Glas usw.) würde den Eindruck erweckt haben, als ob die Schuleksche Ergän­zung zu dem ursprünglichen Bestand des Turmes gehörte. Schließlich kam der Plan von János Sedlmayer zur Aus­führung, der vor allem danach strebte, den ursprüngli­chen, geschlossenen Kubus des Turmes mit modernen Mitteln wiederherzustellen (Abb. 8). Anhand weitläufiger Ausgrabungen wurde zunächst die mittelalterliche An­lage geklärt, die Fundamente des abgerissenen Treppen­turmes wurden erschlossen, die ursprüngliche Trasse der Straße, zu deren Abriegelung die Unterburg erbaut worden war, sowie die Spuren der ersten Siedlung um den Wohnturm wurden entdeckt. Im Inneren des Tur­mes ersetzte man die ursprünglichen Holzdecken mit Stahlbeton, nur im obersten Stockwert, das im 15. Jh. überwölbt worden war, machte der Architekt den Ver­such, von den erhaltengebliebenen Gewölbeansätzen aus­gehend die ursprüngliche Raumabdeckung mit Gewölbe­kappen aus Eisennetzen anzudeuten (Abb. 9). In die Vergangenheit der ungarischen Denkmalpflege, namentlich in die zweite Periode ihrer Geschichte führt uns auch die Freilegung und Wiederherstellung des sogenannten Mat bias-Palastes von Visegrád. Den von Karl Robert begonnenen Bau hatten sein Sohn, Ludwig der Große, sodann König Sigismund fortgesetzt, bis ihn schließlich König Mathias zu einem Renaissance­Palazzo ausbauen ließ. Den während der Türkenherrschaft, schwer zerstörten Palast hatte das vom Berg herabstürzende Wasser zum größten Teil mit Schlamm bedeckt, und was danach noch auf der Oberfläche geblieben war, hatten nach der Vertreibung der Türken die bayrischen Siedler als Baumaterial beim Neubau des Dorfes ver­wendet. Den Ort des Palastes hatte János Schulek 1934 gefunden, und bereits im ersten Jahr legte er die Kapelle, den Prunkhof und den in dessen Mitte stehenden Re­naissance-Herkulesbrunnen aus rotem Marmor frei. Die nach dem zweiten Weltkrieg mit zeitgemäßen archäologischen Methoden wiederaufgenommenen Aus­grabungen klärten die Ausdehnung und die Bauperioden des Palastes. Dabei kamen Funde der materiellen Kultur von seltenem Wert, ferner Fragmente von drei gotischen Brunnen zum Vorschein. Die in Visegrád nahezu vier Jahrzehnte hindurch ausgeführten Grabungen und Kon­servierungen geben sozusagen den Querschnitt der Ent­wicklung unserer Denkmalpflege in diesem Zeitabschnitt, Ein gemeinsamer Grundzug der in den verschiedenen Perioden der Arbeit mit jeweils wechselnden Methoden durchgeführten Wiederherstellungen besteht darin, daß neben der Konservierung des Denkmals nur ein einziges Mal eine Ergänzung vorgenommenen wurde, und zwar an einem Flügel des Arkadenganges um den Prunkhof,

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