Magyar Műemlékvédelem 1969-1970 (Országos Műemléki Felügyelőség Kiadványai 6. Budapest, 1972)
BEVEZETŐ - Dercsényi Dezső: A magyar műemlékvédelem 100 éve
Forderung mit sieh, auch dem Äußeren eine ähnlich einheitliche Prägung zu verleihen. Den Anlaß hierzu lieferte die Instandsetzung durch Mihály Pollack zwischen 1805 und 1827, deren prinzipielle Folgen sich auch auf die Rekonstruktion am linde des 19. Jh. ausgewirkt hatten (Abb. 2). Die Aufgabe Pollacks bestand indessen in der Stabilisierung des statischen Zustandes der ursprünglich mit einer flachen Decke erbauten romanischen Kirche. Die im 14.—15. Jh. durchgeführte gotische Überwölbung hatte nämlich die ohne Strebepfeiler errichteten Mauern auseinandergespreizt. Ks ist belanglos, daß die Pollacksehe Instandsetzung, bei der den alten Mauern eine neogotische Kulisse vorgebaut wurde, das statische Problem nicht löste, sie auch nicht lösen konnte. Das Wesentliche ist, daß die durch diese Kulissenwand geschaffene einheitliche Fassade für die durch den Freiherrn Friedrich von Schmidt 1882 begonnene Restaurierung von entscheidender Bedeutung war. Die Bauten von Pollack hatten das statische Problem nicht gelöst, und die Ausbiegung der Schiffsmauern setzte sich fort. Schmidt, der Architekt des Stephansdoms in Wien, hatte zuerst eine maßhaltende Wiederherstellung vorgesehen; indessen forderte der Bauherr, Bischof Nándor Dulánszky »eine vollwertige, stilgemäße Restaurierung«. Das hatte zur Folge, daß bei der 1882 begonnenen Arbeit die Kirche, mit. Ausnahme der Krypta, an einzelnen Stellen gans bis zu den Grundmauern abgerissen und die Einrichtung nahezu völlig veräußert wurde, mit Ausnahme des Szathmáryschen Pastoforiums und eines holländischen Reliefs aus dem 17. Jh. Charakteristisch für die Ausmaße des Baus ist, daß 1883 sogar eine feierliche Grundsteinlegung stattfand. Schmidt errichtete mithin auf den vorhandenen Grundrißkonturen eine toskanische romanische Basilika, deren betontestes Element die kulissenartige Südmauer ist, und die in ihren Grundprinzipien auf die Pläne von Mihály Pollack zurückgriff. Das Ziel war die einheitliche repräsentative; Wirkung der Südfassade, die nicht einmal von den Türmen beeinträchtigt wird (Abb. 3). Zwei Momente sollten jedoch beachtet werden: das eine ist für die gegebene historische Situation charakteristisch. Das andere, daß der Architekt selbst, von diesem typischen Werk der stilgerechten Wiederherstellung, so scheint es, der Ansicht war, daß es ein verspätetes Beispiel dieser Methode darstellt. Schmidt hatte nämlich alle Angaben über die romanische Basilika mit peinlicher Gewissenhaftigkeit beobachtet, vermessen und registriert, hatte das erschlossene Steinmaterial aufbewahrt und (hm Großteil in der ursprünglichen Funktion, allerdings neugehauen, wieder versetzen lassen. Auf Grund seiner Vermessungen könnte man die Kathedrale von Pécs in ihrem romanischen Zustand wiederaufbauen (die Kassettendecke über dem Schiff z. B. wurde annähernd an der ursprünglichen Stelle wieder errichtet). Auf Grund der sorgfältigen wissenschaftlichen Arbeit Schmidts konnten wir im Lapidarium hinter der Kathedrale, in einer Art opera del'duomo, aus den 700 mittelalterlichen Steinen die Abstiege zur Krypta und den Heiligen-Kreuz-Altar aus lauter originalen Stücken rekonstruieren. Das Lapidarium vermag jeden Besucher davon zu überzeugen, daß das ursprüngliche Steinmaterial, selbst nach achtzigjährigem Herumliegen, geeignet gewesen wäre, am ursprünglichen Ort wiederverwendet und zur Schau gestellt, die Restaurierung zu authentifizieren . Der andere Umstand, worauf wir hinweisen möchten, ist, daß nicht nur Schmidt den Forderungen seiner Auftraggeber' Folge leistete, die diese gemäß der Auffassung ihrer Zeit stellten, sondern daß auch die zeitgenössische Fachliteratur — unter Einräumung dessen, daß ein völliger Neubau stattgefunden hatte — nichts daran auszusetzen fand. Die Arbeiten in Pécs waren noch in vollem Gange — sie wurden ja erst 1891 beendet, — als István Möller 1889 die Konservierung der Ruine der romanischen prämonstratenser Stiftskirche in Zsámbék begann. Zweifellos bestand hier' kein zwingender' Anspruch auf den Airsbau der Ruine, denn das Dorf besaß eine RarockKirche an einem geeigneten Ort; den Auftrag zur- Konservierung gab die Landesdenkmalkommission unter der Leitung von Baron Gyula Forster. An die Ruine knüpften sich keine solchen historischen Vorstellungen — wie bedeutend sie nach heutiger Auffassung für die Geschichte der ungarischen Baukunst auch sein mag —, die eine spektakuläre und alten Ruhm wachrufende Rekonstruktion erfordert hätten. Trotzdem kann Möllers hier ausgeführte Arbeit als bahnbrechend betrachtet werden, denn aus jener Zeit ist auf dem Kontinent keine Restaurierung bekannt, die sich statt des Ausbaus einer mittelalterlichen Ruine die Konservierung des Ruinenzustandes zum Ziel gesetzt hätte. Meines Erachtens ist diese Wandlung in der Anschauungsweise das ( uundlegende, während der Umstand, daß Möller die bei der Konservierung unerläßlichen Ergänzungen aus einem vom ursprünglichen abweichenden Material herstellen ließ, obwohl dieses Verfahren zu jener Zeit völlig neuartig war, die natürliche Folge der Möllerschen Auffassung über die Denkmal Wiederherstellung zu sein scheint. Die Initiative von István Möller hatte ihre Vorgeschichte, denn, wie bereits erwähnt, Baron Gyula Forster hatte die Konzeption der Restaurierung des Doms von Kassa aus methodologischen Gründen außerordentlich scharf kritisiert, und die stilgerechte Wiederherstellung der Kathedrale von Pees fand einen widerstrebenden Empfang von Seiten der nicht sachverständigen Öffentlichkeit. In seinem 190(5 erschienenen großen Werk hatte Forster, als Präsident der Landesdenkmalkommission, auch die prinzipiellen Fragen der Widerherstellungen erörtert. »Die Aufgabe besteht nicht darin — schreibt er an einer Stelle —, daß der Architekt durch Umgestaltung und Neubau des Denkmals seine glänzende Begabung und Phantasie beweise, vielmehr dai'in, daß er in gründlicher Kenntnis des Stils des Denkmals, dem geistigen Werk des ursprünglichen Baumeisters höchste Achtung zollend mit Liebe und möglichster Sorgfalt danach trachte, das Denkmal im Originalzustand zu bewahren«. An einer anderen Stelle verurteilt er streng die Zerstörung der ursprünglichen Umgebung von Denkmälern, wodurch die Bauwerke freigelegt werden sollten und führt, als abschreckendes Beispiel die Mathias-Kirche im Burgviertel von Buda an. Der erste Weltkrieg führte natürlich in der Auffassung über Denkmalwiederherstellungen, die sich bereits gesund entwickelte, einen Bruch herbei, denn alle in (lang befindlichen Arbeiten wurden früher oder später eingestellt. Auch das kurze Bestehen der Räterepublik reichte nicht dazu aus, um neue Methoden und Anschauungen durchzusetzen, obwohl die Kritik in dem Dokument über die Auflösung der Landesdenkmalkommission zeigt, daß der rechte Weg »zu einer zielbewußteren und unserer heutigen Auffassung mehr entsprechenden« Denkmalpflege richtig erkannt wurde. Nach dem Sturz der Räterepublik erfuhren naturgemäß die früheren falschen Ansichten auch auf diesem Gebiet eine Bestärkung. Diese Situation änderte sich radikal im Jahre 1934. Mit Tibor Gerevich kam ein mit der lebenden italienischen Kultur innig verbundener Gelehrter an die Spitze der reorganisierten Landesdenkmalkommission. Die italienische Denkmalpflege bekannte sich in jener Zeit, über die in der Carta von Athen niedergelegten Prinzipien hinaus, zu streng fachgemäßen und modernen Prinzipien und kodifizierte diese in der Carta del restauro. Diese zeitgemäßen Prinzipien konnten sich in der ungarischen Denkmalpflege ungehindert durchsetzen. Wir möchten betonen, daß diese Prinzipien letzten Endes auf die theoretische Tätigkeit von Alois Riegl und Max Dvorak zurückgehen, fortentwickelte Ergebnisse ihrer Anschauung sind, und daß sie vor dem ersten Weltkrieg infolge der engen Beziehungen der österreichischen und der ungarischen Denkmalpflege, dank der theoretischen Tätigkeit von Gyula Forster und der praktischen Arbeit von István Möller sich auch bei uns zu einer aktivem Kraft herausgebildet hatten. Auf diese Weise 3* 35