Magyar Műemlékvédelem 1959-1960 (Országos Műemléki Felügyelőség Kiadványai 2. Budapest, 1964)

Tanulmányok - Éri István – Gerőné Krámer Márta – Szentléleky Tihamér: A dörgicsei középkori templomromok

mittelalterlichen Siedlung ein Gebäude gestanden hat. In der Umgebung des Balaton (Plattensee) weisen neuere Forschungen immer häufiger auf auch im Mittelalter weiterbestehende römische Denkmäler hin. Von den von Romer und Pelárgus erwähnten Steinen beschrieb Bálint Kuzsinszky im Jahre 1920 vier Stücke. Auf den vier­eckigen Steinkonsolen sind die Gestalten von Attis, Juno, Satir zu erkennen, außerdem fand sich auch ein aus rotem Permi-Sandstein hergestellter Grabstein. Die früheren und die 1959 zutage gekommenen Stein­denkmäler gehören zu den Friedhöfen (Areamaceria einet a) der Römerzeit. Stcinkonsolen verzierten die vier Ecken der eingefriedeten Grabgebäude, während bei den in bescheidenerer Größe ausgeführten Grabdenkmälern alle vier Seiten rundherum mit Steinplatten umgeben waren. Die Herstellungszeit der mit steinernen Eckkonsolcn verzierten Grabdenkmäler ist vom Ende des 1. Jahrhun­derts bis zum Anfang des 3. Jahrhunderts anzusetzen, die von Dörgicse auf das Ende des 2. Jahrhunderts, am letzteren zeigt sich keltischer Einfluß. Auch nach den inschriftlichen Steindenkmälern der jüngsten Ausgra­bungen von Örvényes, haben sich hier die entlassenen Veteranen der Militärformationen von Intercisa nieder­gelassen. Vermutlich befänden sich in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts blühende römische Siedlungen auf der mittleren Fläche des nördlichen Hochlandes des Pla­tensces, weist doch die zusammenhängende Reihe der Funde, unter diesen auch die von Dörgicse, Spuren eines reichen römischen Lebens auf . Bereits Bálint Kuzsinszky erwähnt den Friedhof der römerzeitlichen Siedlung von Dörgicse, nicht weit von der Kirche von Oberdörgicse unterhalb des Kőhegy (Steinberg). Leider kam es nicht zur Freilegung dieses Gebietes. Bei der Ausgrabung der Kirche von Felsődörgicse kamen aus der Schuttschkht zahlreiche römische Dachziegel zum Vorschein. Zur glei­chen Zeit wurde im Laufe der späteren Umgestaltungen in den Altarunterbau der romanischen Kirche die Basis eines gemeißelten Altars aus der Römerzeit eingebaut. Vom romanischen Kirchenbau von Felsődörgicse kann, der starken Verwitterung des Areals wegen, ohne Begleit­funde nicht entschieden werden, ob im Laufe der späte­ren christlichen Jahrhunderte nicht eine Grabbaulichkeit der Römerzeit umgebaut worden ist ? Mit den bisherigen Freilegungen und Funden von Keszthely, Örvényes, Kékkút, Aszófő, Dörgicse weisen immer mehr und mehr Spuren auf das Weiterbestehen der römischen Bauten und Denkmäler in der Umgebung des Plattensees hin, oder zumindest darauf, daß sie in den christlichen Jahr­hunderten nach der Landnahme verwendet wurden. Die Freilegung und Instandsetzung der Kirchenruine von Felsődörgicse hat außergewöhnliche Resultate er­bracht. Der Wiederherstellungsplan bezweckte ursprüng­lich lediglich die Bewahrimg des sich auf der Oberfläche zeigenden südlichen Teiles der Kirche. Bei der Freilegung des zum südlichen Teil parallel verlaufenden Kirchenteiles kam eine in mehreren Bauperioden erbaute Doppclkin he zum Vorschein, die in ihrer Konstruktion bisher in Ungarn aber auch in entfernter gelegenen Gebieten einzigartig ist. Nun w r ollen wir die Ergebnisse der Erschließung kurz zusammenfassen: Nördlich der südlichen Kirche mit rechteckigem Grundriß, die bereits in dieser Form und Einteilung als Besonderheit gilt, waren Mauerreste schon in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr vorhanden. Das aufgeschüttete Gelände machte bereits vor der Ausgrabung wahrscheinlich, daß dort zumindest eine Sakristei gewesen sein muß. Auf einem durch For­schungsgräben untersuchten Gebiet kam zu unserer größten Überraschung eine Kirche zutage, deren Mauer­flächen und der Umfang des Grundrisses mit denen der bestehenden Südkirche übereinstimmten. Auf Grund von Untersuchungen, die wir an Vermauerungen, verschiede­nen Bauarten und Fußböden durchführten, gelang es uns drei Hauptbauperioden abzusondern und die Gründe, die zum eigenartigen Grundriß des Ausbaus der Doppel­kirche führten, im großen enträtseln. Ursprünglich stand hier eine kleinere, eckige, mit Chorabsehluß versehene Kirche, der Eingang des im großen quadratischen Schiffes von einer 3 x 4 m Lieht ­weite, befand sich in der Mitte der Westfront. Diese frühe Kirche wurde erweitert, doch wurden vorher im Inneren noch neue Umgestaltungen vorgenommen. Damals sind die eckigen Mauerflächen des Heiligtums hufeisenförmig ausgebildet und in die Mitte ein quadra­tischer, umgelegter römischer Basisstein gelegt worden. Den Niveauunterschied zwischen Heiligtum und Schiff wurde durch grob gelegte, aus rotem Sandstein angefer­tigte Stufen römischen Ursprungs ausgeglichen. Bei der darauf folgenden Bauperiode wurde an die Westmauer der vielfach gegliederten Kirche ein im großen quadrati­scher Raum im Außenmaß von 6 x 5,5 m errichtet und die Ostmauer an die frühere; Kirchenwand angebaut. In den vier Ecken standen regelmäßige Pfeiler, die ver­mutlich das Gewölbe trugen. In der nordöstlichen Ecke dieses Raumes legten wir eine 75 x 80 cm große Höhle frei, in der wir Knochen und aus dem IG. Jahrhundert stammendes Fundmaterial fanden. Im Laufe der folgenden, also dritten Bauperiode ist, wie aus den gemeißelten Details zu entnehmen ist, die auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datierbare Kirche errichtet worden. Ihre Dimensionen stimmen im großen und ganzen mit denen der Kirchen überein, die in den beiden vorangegangenen Perioden erbaut wurden. Daß diese Kirche ein Zubau ist, dafür liegen mehrere Beweise vor. Am wichtigsten ist die Tatsache, daß die Hauptmauer, die sich zwischen den beiden Kirchentcilcn hinzieht, an den Bau der ersten bzw. zweiten Periode knüpft. Der Eingang dieser Kirche war südlich im Ost­teil des Kirchenschiffes gelegen. Die Decke des Kirchen­schiffes war flach, das Pseudokreuzschiff und das Heilig­tum waren hingegen gewölbt. Die ursprüngliche Ausgrabungsaufgabe bezog sich lediglich auf die Freilegung der südlichen, bestehenden Kirche, zur Erforschung der Umgebung der Kirche bot sich keine Möglichkeit. Eine neue Ausgrabung wäre er­forderlich, um den mittelalterlichen Friedhof zu erschlies­sen, wodurch die gegenwärtig noch ungewisse Bauperio­disierung auf sicherere Grundlagen gestellt werden würde. Für die Instandsetzung der Ruine entwarf István Cseh, noch vor Beginn der Freilegung, einen Plan. Nach der Freilegung erwies sich eine gründliche Umarbeitung des Planes als erforderlich. Den modifizierten Plan stellte Tibor Koppány auf. Danach wurde kein Schutzdach errichtet, die Gewölbereste wurden nicht ergänzt, alles in allem ist bloß das Pseudokreuzschiff rekonstruiert worden. Im übrigen beschränkte man sich am südlichen Kirchenteil aid' Konservierungsarbeiten, mit verhältnis­mäßig geringen, sinnvollen Ergänzungen. Demgegenüber hielt man es für zweckmäßig, die an mehreren Stellen nicht mehr als 20—30 cm hohen Mauern des nördlichen Kirchenrestes auf die Höhe von 1—1,5 m zu ergänzen. Das alte und neue Mauerwerk trennte man durch eine dazwischengeschaltete Zicgelreihe voneinander. Parallel zur Freilcgung begann man auch mit der For­schungsarbeit. Für die Geschichte der drei Dörfer haben wir authentische, mittelalterliche Urkunden, aus denen sich feststellen läßst, daß Klärus imd Adel gleicherweise am Besitz der drei Dörgicse-Siedlungen beteiligt waren. Zu den Besitzern zählen hier: die Abtei von Tihany, das Kapitel von Veszprém, Angehörige des Geschlechtes Bogát-Radvány und gewisse Dorfbewohner. Den ein­zelnen Besitzern kam im Bau, in der Benutzung der Kir­chen eine bedeutende Rolle zu. Für Felsődörgicse ver­fügen wir über außerordentlich wertvolle Angaben aus einer 1228 stammenden Urkunde, wonach die Abtei von Tihany und der Adel das Patronat der Kirche von Felső­dörgicse gemeinsam besaßen. Das gemeinsame Patronat ist für uns von besonderer Bedeutung, weil wir dadurch auf die Benutzungsweise der Kirche von Felsődörgicse, die einen in Ungarn völlig unbekannten Grundriß hat, sehließen können. Vermutlieh ließ irgendein Zweig des Bogát -Rad ványer Geschlechtes die Kirche erbauen, in das Patronatsrccht teilten sich später die Kleinadeligen, die das Erbe der Geschlechtsbesitzer antraten und die Abtei. Patronatsherr von Alsódörgicse war das Kapitel von Fehérvár (Stuhlweißenburg), wofür uns von 1286 bis zum 16. Jahrhundert zahlreiche Urkunden zur Ver­fügung stehen. Besitzer in Kisdörgicse ist das Kapitel von Veszprém. 8* 115

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