Magyar Műemlékvédelem 1959-1960 (Országos Műemléki Felügyelőség Kiadványai 2. Budapest, 1964)

Tanulmányok - Éri István – Gerőné Krámer Márta – Szentléleky Tihamér: A dörgicsei középkori templomromok

Die Bauzeit der Kirchen können wir an keine Jahres­zahl knüpfen, doch vermuten wir, zum Teil auf Grund unserer Urkundenangaben, zum Teil unter Berücksich­tigung der zeitbestimmenden Merkmale der drei Kirchen­ruinen, daß die Kirche von Kisdörgicse spätestens zur Wende des 12—13. Jahrhunderts, die von Alsódörgicse um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut worden sind. Die 1959 durchgeführten Ausgrabungen beweisen, daß sich der Dorfkern und die früheste Kirche in Felsődör­gicse befand. Die imposanteste ist die Kirche von Alsó­dörgicse, was aus ihrem Grundriß und den erhalten ge­bliebenen Einzelheiten ersichtlich ist. Der mit dem Schiff zusammengebaute außergewöhnlich breite Turm und die zwei Säulen die den Patronat schor tragen, waren für eine Doppelturmkirche vorgesehen, die aber nie ausge­baut wurde. Dieser ähnlich sind die in der Burg Küküllő in Siebenbürgen erbaute Kirche von gleichem Grundriß und die Lösung des Kirchenturmes von Key in der Tsche­choslowakei und die Lösung der Kirche von Árpás in Ungarn. Die Kirche von Kisdörgicse, eine einfache kleine Kirche mit einem halbkreisbogigen Chorschluß stimmt mit den Grundrissen unserer frühen Dorfkirchen von romanischem Stil, wie es z. B. die von Szigliget, Csobánc sind, überein. Die 1959 durchgeführten Konservierungs­arbeiten erbrachten in bezug auf die Baugesehichte der Kirche kein neueres bedeutsames Ergebnis. Bei der Instandsetzung der Kirche von Felsődörgieso brachte die archäologische Aufdeckung •—• wie bereits erwähnt — außergewöhnliche Resultate. Der Grundriß der früher bekannten Kirche wies auch einen ganz ungewohnten Typ auf, der bereits die Aufmerksamkeit von Flóris Rómer erweckte, der rechteckige Chorschluß ist nämlich durch ein schmales Kreuzschiff mit Tonnengewölbe vom Kirchenschiff getrennt. Diese bisher bekannte Kirche gleicht zweifellos dem auf dem Steinfragment von Aracs sichtbaren Grundriß und dem der bereits zugrundegegan­genen Kirche von Pécsely. Als Ergebnis der Ausgrabung wurde neben der beste­henden Kirche das damit zusammengebaute Sanktuarium und der Vorraum bekannt. Hinsichtlich der Bauperioden besaß die früheste Kirche einen rechteckigen Chorschluß und ein kleines Schiff, später hat man den Chor von innen her in Hufeisenform ausgehauen. Danach ver­größerte man das Schiff durch einen gewölbten Vorraum und zuletzt wurde die uns bereits bekannte Kirche hinzugebaut. Die Kirchen mit zwei Chören und zwei Schiffen wurden gleichzeitig benutzt, und ihre letzte Ausgestaltung ist auf das Ende des 13. Jahrhunderts zu setzen. Diese Kirche von frühem Typ, ungewohntem Grundriß dürfte unbedingt für eine eigenartige Bestim­mung erbaut worden sein. Die feststellbaren Bauperio­den, die in großer Zahl zum Vorschein gekommenen römischen gehauenen Steine und das Mauerwerk der frühen kleinen Kirche, das stellenweise römischen Cha­rakter aufweist, lassen darauf schließen, daß hier eine römische, kultische Baulichkeit erweitert wurde. Eine im Kirchenteil der ersten Bauperiode freigelegte, längliche, sich nach unten zu verjüngende, 130 cm lange, 50—60 cm starke gemeißelte Steinplatte aus rotem Sandstein ließ uns zu einer kühnen Annahme kommen. Um die Mitte des oberen Drittels des Steines ist ein kleines, primitiv eingemeißeltes Kreuz bzw. ein kleeblattförmiges Zeichen zu sehen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Stein ein Grabstein war, dessen Alter sich auf das 13. Jahrhundert setzen läßt. Das darauf befindliche Zeichen ist wahrscheinlich ein Zeichen des Bogát-Radványer Geschlechts. Zu dieser Annahme gelangten wir auf Grund urkundlicher Angaben, diese Gegend gehörte nämlich im 12—13. Jahrhundert zum Besitz des Bogát-Radvá­nyer Geschlechts, und ein auf der aus dem Jahre 1355 stammenden Urkunde befindlicher Siegel eines Mitgliedes dieses Geschlechtes, gab Anlaß zu dieser Annahme. Auf diesem ist vermutlich eine Krone mit Kreuz dargestellt. Auf Grund unseres Urkundenmaterials verwiesen wir bereits darauf, daß bis zur Wende des 12—13. Jahrhun­derts Dörgicse lediglich eine Siedlung war. Die Annahme, daß Dörgicse ursprünglich eine Geschlechtssiedlung war, würden wir als bestätigt ansehen, ihre Aufteilung in Alsó-, Felső- und Kisdörgicse erfolgte erst als auch die verschiedenen Kirchen als Besitzer in diesem Gebiete auftraten und ihre Kirchen hier erbaut wurden. Wir wissen ganz sicher, daß 1312 die Adeligen und der Abt von Tihany gemeinsame Besitzer hier sind und auch ihre Kirche gemeinsam benutzen. Eine so frühe, kleine Kirche mit Vorraum und mit einer daneben erbauten, gleichwertigen Kirche war uns bisher nicht bekannt. Dieser ähnliehe Kirchen finden sich hauptsächlich in Serbien. Wir denken, daß die beiden Kirchen gleichzeitig benutzt wurden, und als die spätere Kirche hinzugebaut wurde, hielt man sich im vollsten Maße an die vorherge­hende und sicherte den Durchgang zwischen beiden Kirchen. Von dem in geringer Zahl zum Vorschein gekommenen Fundmaterial ist eines der wertvollsten Stücke ein ge­meißeltes weißes Marmorfragment aus dem 11—12. Jahr­hundert und ein aus dem 13. Jahrhundert stammendes Limoger Prozessionskreuzfragment. Interessant sind noch eine Eisenschere aus dem 16. Jahrhundert, ein kleines unglasiertes Gefäß und die mit den Jahreszahlen 1553 und 1539 versehenen Denaren des Ferdinand. Die Beschreibung des freigelegten Gebäudekomplexes und der daraufbezüglichen Geschichtsangaben löst bei weitem nicht alle mit der Kirche verknüpften Probleme. Von der Freilegung der Kirchenumgebung, vor allem des Friedhofes, von weiteren Angaben, von entsprechen­den Analogien ist noch vieles zu erwarten.

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