Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)
5. Classe. Mammalia. Säugethiere - 2. Unterclasse. Placentalia - 12. Ordnung. Carnivora. Fleischfresser - 2. Unterordnung. Fissipedia
656 \ Vertebrata. Fussknochen ist eine sehr innige, indem die beiden inneren Metapodien, namentlich am Hinterfuss, viel weiter heraufrücken als die äusseren. Im Allgemeinen können die Viverriden unter den lebenden Carnivoren bezüglich des Skeletbaues als die primitivsten Formen bezeichnet werden; im Gebiss allerdings stehen sie durch Schwund des letzten unteren Backzahns über den Hunden, während sie von diesen ir. der Specialisirung der Extremitäten übertroffen werden. Die ältesten fossilen Caniden aus dem oberen Eocaen (Cynodictis , Cynodon etc.) stehen übrigens auch in Bezug auf Extremitätenbau so ziemlich auf gleicher Linie mit den Viverren, so dass ein gemeinsamer Ursprung der beiden Familien kaum zweifelhaft sein kann. Nicht weniger eng verknüpft mit den Viverriden sind die Musteliden. Bei einer Reihe fossiler Gattungen (Stenoplesictis , Palaeopr ionodon, Haplogale , Stenogale, Plesictis), die ihre Hauptverbreitung im oberen Eocaen und unteren Miocaen besitzen, hat sich bereits eine entschiedene Reduktion des Gebisses vollzogen. Die oberen M 1 sind kurz und quer verlängert, ähneln durchaus den M der Musteliden und die M 2 sind zu winzigen, frühausfallenden Höckerzähnchen herabgesunken oder auch total verschwunden Auch der zweite Molar des Unterkiefers erinnert durch seine geringe Grösse mehr an Musteliden als an Viverriden. Schlosser hält die genannten Gattungen darum wohl mit Recht für die Vorläufer und Ahnen der Musteliden, obwohl sie noch die Zahnformel und nach Scott auch die durch ein Septum getheilte Gehörblase der Viverriden besitzen. Wenn sieb demnach Viverriden und Caniden in ihren ältesten Vertretern auf's Engste berühren und offenbar aus gleicher Wurzel hervorgegangen sind, so haben sich von den letzteren doch schon im Eocaen die Musteliden abgezweigt. Die fossilen Viverriden sind wie ihre zahlreichen lebenden Nachkommen auf die alte Welt beschränkt. Sie beginnen in Europa im oberen Eocaen und dauern bis in's Pliocaen fort. In Ost-Indien finden sich ihre Reste im Tertiär und Pleistocaen. Nord-Amerika besitzt weder lebende noch fossile Viverren. Amphictis Pomel (Sorictis , Amphichneumon und Galerix Pomel). Oben und unten je zwei M. Die drei vorderen unteren P einfach, ohne Nebenzacken, P 4 mit schwachem, hochgelegenem Hinterzacken. Mi im vorderen Theil dreizackig, die Innenspitze hoch, der Hauptspitze gegenüber, Talon mit schneidender Aussenwand; Mi langgestreckt, sehr schmal, mit sehr schwachen Höckern und grossem Talon. M 1 im Oberkiefer mit zwei conischen Aussenspitzen, einem Innenhöcker und zwei kleinen Zwischenhöckern ; der Innenwall ist als selbständiger Höcker am Hinterrand entwickelt. Im Phosphorit des Quercy (A. ambiguus Gervais) und im unteren Miocaen von St. Gérand-le-Puy und Ulm (A. antiquus, leptorhynchus Pomel). Viverra Lin. (Ichneugale Jourdan, Palaeomephitis Fraas) Fig. 550. Schädel niedrig, stark gestreckt mit schmaler, verlängerter Schnauze, die Orbita hinten weit offen, die Sagittalcrista kräftig, Nasenbeine, Stirnbeine und Scheitelbeine fast in gleicher Ebene. Oberer Reisszahn (P 4) mit zweizackiger Aussenwand