Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)

5. Classe. Mammalia. Säugethiere - Gebiss

Mammalia. Säugethiere. 49 conischen Backzähne, von denen die unteren in die Lücken zwischen den oberen eingriffen, die Tendenz, ihre Krone zu vergrössern, mit Spitzen, Höckern oder Leisten auszustatten und dadurch zum Zerkleinern der Nahrung geeigneter zu machen. Bei Fleisch- und Insektenfressern dienen die Backzähne lediglich zum Zerschneiden der Beute und zum Zermalmen von Knochen. Zähne mit schmalen, verlängerten, zugeschärften und mehrspitzigen Kronen werden für die erste Ver­richtung, breitere, mit spitzen Höckern versehene Kronen für die zweite am geeignetsten sein. Bei allen Insekten- und Fleischfressern (Insectivora, Chiroptera, Marsupialia, Carnivora) haben demgemäss die vorderen Backzähne schneidende, mehrspitzige (secodonte) Kronen und arbeiten wie die Blätter einer Scheere, indem die unteren Zähne von den oberen umschlossen werden und letztere über die ersteren vorragen. Thiere, welche sich von gemischter Kost ernähren, haben bunodontes Gebiss, sie suchen die Krone der Backzähne zu verbreitern, zu er­niedrigen und mit conischen Höckern auszustatten. Die Bewegung des Unterkiefers ist wie bei den Insekten- und Fleischfressern vertical (orthal) und der Condylus quer gestellt. Die verschiedenartigste Ausbildung erlangen die Backzähne der reinen Pflanzenfresser (herbivores Gebiss). Auch hier zeigt sich das Bestreben, die Zahnkroue in die Breite und Länge zu vergrössern, mit Höckern auszustatten und zum Zerreiben der Nahrung geeignet zu machen. Die conischen Höcker des ursprünglich bunodonten Zahnes nehmen Vförmige Gestalt an, indem sich zwei convergirende Grenzkanten bilden. Durch kräftige Entwickelung der Schenkel dieser V förmigen Hügel und durch Zusammenstossen ihrer Enden oder aber durch directe Verbindung von zwei Höckern durch gerade oder­gebogene Querkämme entstehen complicirte, mit Jochen versehene, lophodonte Kronen. Einen wesentlichen Einfluss auf die Formirung und Richtung dieser Leisten und Joche übt die Bewegung des Unter­kiefers; wird derselbe beim Kauen wie bei den meisten herbivoren Hufthieren von aussen nach innen (ectal) oder von innen nach aussen (ental) bewegt, so sind die V förmigen Höcker hinter einander nach der Längsaxe des Zahnes angeordnet und die Seitenleisten der Höcker, sowie die Querjoche stehen schief zu derselben. Sehr häufig runden sich die Spitzen der V Höcker ab und bilden alsdann halbmondförmige »selenodonte« Joche. Schiebt sich der Unterkiefer beim Kauen wie bei den meisten Nagern • von vorne nach hinten (proale Mastication), wobei der Condylus in einer Längsrinne der Schläfenbeinbasis bewegt wird, so stellen sich die Joche quer zur Längsaxe. Dieselbe Anordnung der Joche zeigt sich auch bei den Proboscidiern, deren Unterkiefer sich Zittel, Haudbucli dci- Palaecmtologie. IV. Band 4

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