Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)

5. Classe. Mammalia. Säugethiere - Gebiss

46 Vertebrata. Gebiss können durch Verkümmerung einzelner Zähne der verschiedenen Kategorieen die Gebisse der übrigen Beutelthiere abgeleitet werden. Bei den placentalen diphyodonten Säugethieren besitzt das typische Dauer­gebiss nur 3 J, IC, 4P und 3 M. Auch hier treten die verschieden­artigsten Reduktionen ein , dagegen wird die Grundzahl bei den ver­schiedenen Zahnformen nur in äusserst seltenen (meist abnormen) Fällen überschritten. Das Milchgebiss der placentalen Diphyodonten hat nur 3 Di, 1 De und 3, seltener 4 Dm. Dem vordersten P des de­finitiven Gebisses geht demnach meist kein Milchzahn voraus : derselbe wird darum von manchen Autoren dem Milchgebiss, von anderen dem Dauergebiss zugerechnet. Zur Abkürzung bedient man sich der sogenannten Zahnformeln, in welchen immer nur die Bezähmung einer Kieferhälfte aufgenommen wird. Die Zahnformel für das Tapirgebiss lautet demnach folgender­massen : A. Definitives Gebiss: i -f— , c ) , p \ m —= 44 o 1 4 o oder abgekürzt : j) ' j ' ^ 1 ^ = 44 *) Ü . 1 . T , O 3 13 B. Milchgebiss: di —, de ——, dm —— = 28 o 1 o 3 13 oder abgekürzt: D = ' ' '— = 28. O . -L . O Sind Reduktionen eingetreten, so ergeben sich dieselben sofort aus der Zahnformel. Es hat z. B. die Ziege im definitiven Gebiss folgende Zahnformel : 0.0.3,3 3.1. 3 7 3 = 32. In diesem Falle wird der vorderste P nicht als^ 1, sondern als p 2, der folgende als p 3 und der letzte als p 4 bezeichnet, weil die typische Zahnformel der Paarhufer 4 P enthält und der vorderste bei der Ziege demnach durch Reduktion verloren ging. Reduktion in der Zahl der Zähne bezeichnet stets eine Entfernung vom ursprünglichen Zustand und bedeutet offenbar in vielen Fällen eine Vervollkommnung, indem mit dem Verlust gewisser Zähne gleichzeitig eine bessere Ausbildung anderer Hand in Hand geht. Beinahe in sämmtlichen Ordnungen und Familien der Säugethiere besitzen die geologisch jüngeren Formen weniger Zähne, als die älteren Vertreter derselben Entwickelungsreihe. Eine Vermehrung der normalen Zahnzahl im Verlauf der phyletischen Im vorliegenden Werke sind überall die abgekürzten Formeln angewendet.

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