Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)
5. Classe. Mammalia. Säugethiere - Schultergürtel, Beckengürtel und Extremitäten
Mammalia. Säugethiere. 37 abgeplattet, dicht an die distalen Facetten der Tarsalia angepresst und meist in einer Ebene gelegen. Nur das Metatarsale II rückt häufig etwas höher herauf als die übrigen. Am Cuboideum artikuliren, wie am Unciforme der Hand, die zwei äusseren Metatarsalia (Mt IV und V), alle übrigen Tarsalia werden nur durch je einen Mittelfussknochen gestützt. Durch Verstärkung und Ausdehnung von Mt III und Mt IV treten am Hinterfuss dieselben Reduktionen ein, wie am Vorderfuss und zwar fällt derselben zuerst die grosse oder erste Zehe (Hallux), darauf die fünfte, dann die zweite und im äussersten Falle (beim Pferd) auch die vierte Zehe zum Opfer. Bei den Wiederkäuern verschmelzen Mt III und IV wie am Vorderfuss zu einem Canon; bei der Nagergattung Dipus verschmelzen drei Metapodien und bei den Equiden verkümmern die Mt IV und II zu dünnen, zuweilen rudimentären Griffelbeinen, so dass nur Mt III voll entwickelt übrig bleibt. Mit der Reduktion der Zehen geht auch am Hinterfuss eine Aufrichtung der Sohle, eine Umwandlung des söhligen (plantigraden) Ganges zum Zehenstand (Digitigradie und Unguligradie) und eine Verlängerung der Metatarsalia (Metapodien) Hand in Hand und zwar vollziehen sich alle Reduktionen und Umwandlungen am Hinterfuss rascher , als am Vorderfuss, so dass der erstere häufig in seiner Differenzirung zurückbleibt und ein früheres Entwickelungstadium als der Hinterfuss zeigt. Die Metatarsalia besitzen wie die Metacarpalia nur am distalen Ende Epiphysen. Besondere Differenzirungen der Hinterfüsse kommen bei den Robben, bei Edentaten und Marsupialiern vor, die später näher besprochen werden sollen. Die Phalangen der Hinterextremitäten unterscheiden sich in Zahl, Form und Grösse in der Regel nicht wesentlich von denen der Vorderfüsse; die Endglieder sind auch hier von Krallen, Hufen oder Nägeln umgeben. Zu den typischen Knochen der Fusswurzel und des Hinterfusses kommen noch verschiedene Sesambeine. So liegt bei Carnivoren, Nagern und gewissen Condylarthren ein kleines Knöchelchen zwischen Naviculare und Cuneiforme /; ein anderes kommt zuweilen auf der Aussenseite neben dem Calcaneus vor, ein drittes auf der Unterseite des Tarsus. Auch an der Grenze vom Metatarsus und der ersten Phalangen befinden sich auf der Hinterseite, wie am Vorderfuss paarig entwickelte Sesambeinchen. Im Allgemeinen steht die Ausbildung der Extremitäten im engsten Zusammenhang mit den- Verrichtungen derselben, also auch mit der Lebensweise des Thieres. Da nun die Extremitäten in vielen Fällen ausschliesslich zum Gehen (Hufthiere), in anderen zum Gehen und Greifen (Primates , Carnivora ), zum Klettern und Graben, zum Fliegen