Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)

5. Classe. Mammalia. Säugethiere - Schultergürtel, Beckengürtel und Extremitäten

34 Vertebrata. schmelzungsprodukt des Tibiale und Intermedium der Reptilien. Da derselbe jedoch im Embryo durch einen einzigen Knorpel angelegt erscheint, so glaubt Baur im Astragalus nur das Intermedium erkennen zu dürfen und bezeichnet ein bei Amblypoda und Hyracoidea neben und hinter dem Astragalus auftretendes Sesambein als Tibiale. Der Astragalus (Fig. 22) liegt auf der inneren, der Calcaneus auf der äusseren Seite ; ersterer bildet mit dem distalen Ende der Tibia das Sprunggelenk ; seine nach vorne und oben gerichtete tibiale Gelenk­fläche ist bei den plumpsten Hufthieren (Amblypoda, Proboscidea) ganz schwach gewölbt, zuweilen fast eben, in der Regel jedoch als ein vor­springender halbcylindrischer Gelenkkopf ausgebildet, der sich durch eine mehr oder weniger tiefe mediane Aushöhlung in eine Gelenkrolle (Trochlea) umwandelt. Bei primitiven Formen (Condylarthra, Creodöntia , Allotheria, Marsupialia) besitzt die tibiale Gelenkrolle oben eine kleine, rundliche Grube zur Einfügung des Flector digitorum. Der distale Theil des Astragalus verlängert sich zuweilen zu einem Hals (Fig. 21 AB) und wird entweder durch eine flache oder schwach gewölbte Gelenk­fläche für das Naviculare abgestutzt oder besitzt am distalen Ende eine breite, gewölbte, nach hinten verlängerte Gelenkrolle, die sich auf Naviculare, Cuboideum und Calcaneus stützt (Fig. 22). Auf der Hinter­seite hat der Astragalus ein bis zwei Facetten für den Calcaneus und eine für das Cuboideum. Die Form und Ausbildung des Astragalus variirt ausserordentlich und liefert vortreffliche Anhaltspunkte für die Systematik der Säugethiere. Der Calcaneus (Fersenbein Fig. 21) ist ein länglicher, kantiger Knochen, dessen hinterer Theil zu einem am Ende rauhen oder ab­gestutzten Stiel (Tuber calcis tc) ausgezogen ist, der bei den Sohlen­gängern auf dem Boden aufruht und die Ferse bildet, bei den Zehen­gängern und Hufthieren aber schräg nach oben und hinten gerichtet ist. Am distalen Ende stösst der Calcaneus in einer abgestutzten oder schiefen Gelenkfacette mit dem Cuboideum (cub) zusammen, während er mit der vorderen und oberen ausgehöhlten Seite den Astragalus stützt. Ein nach innen vorspringender Fortsatz (sustentaculum síi) enthält die innere oder sustentaculare Facette (as) für den Astragalus , während am entgegengesetzten äusseren Theil sich die häufig durch einen Querkamm getheilte e c t a 1 e oder peroneale Facette (p) befindet. Zuweilen artikulirt das distale Ende der Fibula mit dem Calcaneus, der alsdann neben der ectalen Calcaneusfacette noch eine äussere fibulare Gelenkfläche (p) besitzt (Fig. 22). Calcaneus und Astragalus sind stets selbständig entwickelt und verschmelzen weder mit einander, noch mit anderen benachbarten Knöcheln.

Next

/
Thumbnails
Contents