Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)
5. Classe. Mammalia. Säugethiere - Schultergürtel, Beckengürtel und Extremitäten
30 Vertebrata. Chalicotheriden tritt zuweilen eine Verschmelzung von zwei Phalangen ein. Bei den Fledermäusen verlängern sieh sowohl die Metacarpalia, als die Phalangen in ungewöhnlicher Weise zur Befestigung der Flughaut. Die Hyperphalangie der Walthiere wird von Küken thai dadurch erklärt, dass sich die Epiphysen zu selbständigen Fingergliedern entwickeln. Das proximale Ende der Phalangen ist mit einer vertieften, das distale mit einer convexen, jedoch in der Mitte etwas ausgehöhlten Gelenkfläche versehen. Nur der unbeweglichen Cetaceenhand fehlt die gelenkige Verbindung der Fingerglieder. Die Endphalangen haben sehr verschiedene Form, und werden vorne oder ringsum von hornigen Hufen, Krallen oder Nägeln umschlossen. Bei Hufthieren sind sie breit, dreikantig, unten abgeplattet, am distalen Rand gerundet, schwach zugespitzt oder gespalten; bei den mit Nägeln versehenen Kletterthieren distal verschmälert und abgerundet ; bei den Krallenthieren seitlich zusammengedrückt, stark gekrümmt, am Ende zugespitzt und am proximalen Rand mit einer kragenartigen Scheide versehen, in welche sich die Basis der Hornkralle einsenkt. An den Gelenkverbindungen von Metacarpus und den ersten Phalangen liegen auf der Hinterseite der Hand sehr häufig A paarig entwickelte kleine halbmondförmige Sesambeine, die im Bindegewebe entstehen, sich jedoch mit concaven Gelenkflächen an den distalen Condylus der Metacarpalia anlegen; auch auf der Rückseite der Phalangen kommen zuweilen verschieden geformte Sesambeinchen vor. Die hinteren Extremitäten setzen sich aus dem Beckengürtel und den drei Segmenten des Hinterbeins zusammen. Sie fehlen bei den Cetaceen und Sirenen vollständig oder sind zu funktionslosen, in der Haut verborgenen Rudimenten verkümmert. Das Becken (pelvis Fig. 18) wird jederseits aus drei in der seitlich gelegenen Gelenkpfanne für den Oberschenkel zusammen stóssenden, meist sehr frühzeitig zu einem sogenannten osinnominatum Fig. 18. A Linke Beckenhälfte vom Känguruh. B Linke Beckenhälfte vom Hund von innen gesehen. II Ileum, Pb Pubis, Is Ischium, a Pfanne, /o Foramen obturatorium, pt Processus pectinealis, s Symphyse, TO Beutelknochen.