Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)
5. Classe. Mammalia. Säugethiere - Schultergürtel, Beckengürtel und Extremitäten
Mammalia. Säugethiere. 29 forme eine doppelte Verbindung mit dem Carpus zu gewinnen. Ebenso erhält Metacarpale II eine doppelte Einlenkung am Trapezoid und Magnum und trägt dadurch zur Verfestigung des Carpus bei. Ist das Trapezium stark entwickelt und mit einer nach aussen gerichteten und zugleich ausgehöhlten distalen Gelenkfacette für das Metacarpale I versehen, so erhält der erste Finger (Daumen, Pollex) eine grössere Rotationsfähigkeit als die übrigen Metacarpale, welche nur in der Richtung von hinten nach vorne bewegt werden können und wird opponirbar. "Wird das Trapezium klein und auswärts geschoben, so dass es aus der distalen Carpalreihe herausrückt und sich dem Metacarpale II seitlich anlegt, so verliert der Daumen seine Opponirbarkeit, nimmt an Stärke ab und verkümmert leicht vollständig. Nächst dem Daumen erleidet der äussere Metacarpus V durch Vergrösserung der mittleren Finger eine Reduktion und kann ebenfalls in Wegfall kommen, jedoch immer erst, nachdem der Daumen verschwunden ist. Bei den vorgeschritteneren Paarhufern erfolgt durch Vergrösserung des Magnum und durch seitliches Hinausschieben des Trapezoids auch eine Schwächung des Metacarpus II (Fig. 16 c), die bis zu einer vollständigen Beseitigung desselben getrieben werden kann (viele Wiederkäuer). Am stärksten entwickelt sind die Metacarpalia III und IV. Sie haben gleiche Ausbildung bei den Paarhufern und können bei den Wiederkäuern zu einem sogenannten Canon verschmelzen. Bei den Unpaarhufern übertrifft der dritte Metacarpus den vierten an Stärke und letzterer kann sogar zu einem dünnen Griffelbein, wie Metacarpus II herabsinken (Pferd Fig. 17). Neben der Reduktion erleidet der Metacarpus durch Verlängerung oder Dickenzunahme sämmtlicher oder einzelner Knochen mancherlei Differenzirungen, die für die physiologische Verwerthung der Vorderextremitäten und für die Systematik eine grosse Wichtigkeit besitzen. Bei den Edentaten kommt zuweilen eine Verschmelzung von einzelnen Metacarpalia mit dem Carpus vor. Am distalen Ende des Metacarpalia sind meist Epiphysen vorhanden. Der distale gewölbte Gelenkkopf wird häufig durch einen vorspringenden, zugeschärften Kamm (Leitkiel) in zwei Hälften getheilt. Von den fünf Fingern (Digiti) heisst der erste oder innere Daumen (Pollex), der zweite Zeigfinger (Index), der dritte Mittelfinger (Medius), der fünfte oder äusserste kleiner Finger (Minimus). Mit Ausnahme der Cetaceen hat kein Säugethier mehr als drei Phalangen an jedem Finger, doch verkümmern am Daumen und kleinen Finger in der Regel ein oder zwei Glieder und bei den Edentaten und