Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. II. Band: Mollusca und Arthropoda (München und Leipzig, 1885)

V. Stamm. Mollusca, Weichthiere - B. Mollusca (s. str.) - 1. Classe. Lamellibranchiata. Blätterkiemener, Muscheln

12 Mollusca. Lamellibraucliiata. Kalk um kleine fremde Körper, welche entweder in den Mantel oder auf die innere Oberfläche der Schale gelangt sind und nun von successiven Kalkschichten umhüllt werden. Die Structur der Perlen ist ausgezeichnet concentrisch-blättrig. Dieselben finden sich bei verschiedenen Gattungen, die grösseren, zu Schmuckgegenständen verwendbaren, werden nur von Meleagrina und Unio erzeugt. Nach der chemischen Zusammensetzung bestehen die Muschel­schalen fast aus reinem kohlensauren Kalk; zuweilen mischen sich noch kleine Quantitäten von phosphorsaurem Kalk, Kieselerde, Thonerde und organischer Substanz bei. Schon Brewster hatte gefunden, dass die Perlmutterschicht gewisser Muscheln doppelte Strahlenbrechung zeige, und G. Rose wies 1858 (Abhandl. Berl. Akad. S. 63) nach, dass die äussere Schalenschicht von Pinna aus Kalkspath, die innere aus Aragonit, bei Ostrea dagegen beide Schichten aus Kalkspath zusammengesetzt seien. Nach Sorby bestehen sehr viele Muscheln vollständig aus Aragonit 1). Es scheint nach diesen Untersuchungen die histologische Beschaffenheit unabhängig von der Molekulargruppirung zu sein ; den zerstörenden Ein­flüssen beim Fossilisationsprocess gegenüber verhalten sich jedoch Kalk­spath- und Aragonitschalen sehr verschieden. Die ersteren zeigen eine ziemlich beträchtliche, die letzteren eine sehr geringe Widerstandsfähigkeit gegen die auflösende Thätigkeit kohlensäurehaltiger Gewässer. In Ablage­rungen, wo fast alle fossilen Muscheln oder Schneckengehäuse zerstört und nur durch Steinkerne angedeutet sind, findet man wohlerhaltene Schalen von Ostrea, Pecten , Pinna , Trichites u. a. Noch bemerkens­werther tritt die verschiedene Löslichkeit von Kalkspath und Aragonit hervor, wenn die äussere Schalenschicht aus ersterem, die innere aus dem zweiten Mineral besteht. Bei fossilen Arten von Inoceramus , Pinna , Spondylus , Plicatula, Mytilus und namentlich bei gewissen Rudisten (Sphaerulites , Badiolites ) ist dies häufig der Fall. Die äussere Prismen­schicht bleibt darum häufig vollständig erhalten , während die innere blättrige total aufgelöst und weggeführt ist. Durch Nichtbeachtung dieses Umstandes wurden von älteren Paläontologen manche irrige Genera in die Systematik eingeführt. Nach Sorby (Quart, journ. 1879. Anniv. Address) wandeln sich Aragonitschalen während des Fossilisationsprocesses zuweilen in Kalkspath um und werden dadurch erhaltungsfähiger. Die Lebensweise der Muscheln bietet wenig Verschiedenheit, da sie durch ihre ganze Organisation lediglich auf das Wasser angewiesen sind. Weitaus die meisten sind Meeres­') Die Aragonitschalen ritzen Doppelspath und haben ein spec. Gewicht von 2,93, während Kalkspath nur eine Eigenschwere von 2,72 besitzt.

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