Karl Alfred von Zittel: Geschichte der Geologie und Paläontologie bis Ende des 19. Jahrhunderts (München und Leipzig, 1899)

4. Periode. Neuere Entwickelung der Geologie und Paläontologie - 2. Kapitel. Physiographische Geologie - b) Eigenwärme der Erde und Beschaffenheit des Erdinnern

Gstgemtmrme ber (Srbe. 26 nor, bie jebod) ferne beftimmteren Refultate ergeben. Heber bie Temp era turü erf) äftniff e in artefifcf)en Brunnen unb Bohrlöchern er* ftatteten fchon Arago, G. Bifdjof 2 0), E. g. Raumann 3 0), in neuerer $eit H uhfi en3 1) unb E. Sunfer 3 2) eingefjenbe Berichte. Sie beiben tiefften Bohrungen oon ©Merenberg unb ©d)fabebacf) mürben burcl) Dberbergrath E. Sunfer in Haffe mit größter Genautg* feit Übermacht, unb aitcf) bie Berechnung ber Tiefenftufett mit äußer* fter ©orgfalt oon E. Sunfer unb Heurief) burchgefül)rt. 21ÍS Refultat ber in oerfchiebenen Säubern angeftefften Bohrungen ergibt fid) unter* halb ber inOariabefn 3oue bi§> z u einer Tiefe oon 1800 Meter eine Temperaturzunahme oon 1 0 6. in ©tufen oon ca. 30 bis 34 Metern. Sine Beftätigung ber burch Bohrlöcher gewonnenen Ergebniffe lieferten bie großartigen EifenbaljntunneíS burch Sllpen. lieber ben Mont EentS*Tunnel neröffentfid)ten 1870 ber itafienifdhe Geologe Giorbano, über ben Gottf)arb*Tunnel ber beutfdje Bergingenieur ©tapff (1877—1880) genaue Beobachtungen. 3n ber Mitte beS Mont EeniS*TunnelS murbe bis 6450 Meter Entfernung Oom ©üb* portaf in einer Tiefe Oon 1609 Metern unter ber Oberfläche eine Temperatur beS GefteinS oon 29,5° E., im Gottharb*Tunneí in ber Mitte eine folcfje üott 30,8° E. conftatiert. lieber bie Temperatur* nerhältniffe im 9lrfberg*Tunnef berichtete D. 3®agner (Berhanb* lungen ber f. f. geoí. Reid)Sanftaít 1884, ©. 743). Trotj ber zahlreichen, auf localen Urfachen beruhenben Unregel* mäßigfeiten in ber Temperaturzunahme faßt fid) eine földje menigftenS bis gu ben erreichbaren Siefen nicht in Abrebe fteflen, unb baß bie in Bergmerfen, Bohrlöchern unb Tunnels beobachteten Temperaturen in größerer Tiefe noch toeft übertroffen merben, belueift baS reid^ftefje Borfommen oon heißen auffteigenben Quellen, bie meber an beftimmte geoíogifche Formationen, noch a n Rad)barfcf)aft oon Bulfanen gebunben finb. Db übrigens bie geothermifdjen 3 on en in größerer Tiefe in langfamerer Progreffion zunehmen als in ber Räf)e ber Oberfläche, läßt fid) auS ben oorf)anbenen Beobachtungen abfolut nicht ermeffen. ES finb barum auch alle Berechnungen über bie in unzugänglichen Siefen herrfdjenben Temperaturen menig nerfäßfid), unb menu heute - aud) Oon feinem Geologen gefäugnet mir, baß bie Temperaturzunahme nach ^er Tiefe ihre llrfache in ber Etgenmärme itnfereS Planeten finbet, unb. baß im Erbinnern gemaitige üföärme* mengen aufgefpeichert fein muffen, fo genügen bod), mie Hann über*

Next

/
Thumbnails
Contents