Feljegyzési könyv 1492-1543; A sorozat, 3. kötet - Sopron Város Történeti Forrásai (Sopron, 2006)

Die Rolle des Gedenkbuches in der Geschichte der Odenburger Stadtverwaltung

In der mehrsprachigen Stadt hatte die deutschsprachige Schriftlichkeit durch die Tätigkeit der Stadtschreiber in der Stadtkanzlei bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts enorm an Bedeutung gewonnen. Die zweite Hälfte des Jahrhunderts hat darüber hinaus eine Blüte der Schriftlichkeit des Odenburger Bürgertums mit sich gebracht, wozu auch beitrug, dass die Pfarrschule allmählich in den Besitz der Stadt überging. Der erheblichere Teil der erhalten gebliebenen Quellen ist jedoch immer noch von den rechtserfahrenen Stadtschreibern und ihren Mitarbeitern — also von den Intellektuellen — verfasse worden. Die Verbindung von Schrift und gesellschaftlichem Prestige läßt sich in Bezug auf die Führungskräfte der Stadtkanzlei besonders gut nachweisen. 18 Die nächste bedeutende Änderung im Stadtverwaltungswesen und in der Schriftlichkeit ist im zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts zu erkennen. Damals verfestigte sich die Praxis, bestimmte Angelegenheiten bzw. spezifische Bereiche derselben immer konsequenter in dasselbe Stadtbuch einzutragen. Dies kann auf allgemeine Veränderungen in der Stadtverwaltung und auf die Modifizierung der Gewohnheiten der örtlichen Stadtschreiber zurückzuführen sein. 19 In der Entstehungszeit des Gedenkbuchs kennen wir sechs Stadtschreiber dem Namen nach; Odenburger Herkunft ist für keinen von ihnen nachzuweisen. Hans Gugelweit, Verfasser des sogenannten „Odenburger Blumengesanges", hatte zwischen 1487 und 1495 die Aufsicht über den offiziellen Teil der städtischen Schriftlichkeit. Auf jeden Fall sind mit seinem Namen die ersten Vermerke im Gedenkbuch verbunden. Von ihm stammt überdies der lateinische Spruch, „Amor vincit omnia" d. h. „Die Liebe besiegt alles" , der auf der Innenseite des hinteren Umschlages zu lesen ist. Seine humanistische Einstellung kam mehrfach zum Ausdruck. 1492 wurde er schließlich Mitglied des inneren Rates, wobei er sein Amt als Stadtschreiber weiterhin behielt. Er war vermutlich erst in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre des 15. Jahrhunderts nach Ödenburg gekommen und heiratete Barbara, die Tochter aus der zweiten Ehe des früheren Stadtschreibers Hans Ziegler. Durch seine Ehe kam Gugelweit in den Besitz eines Hauses in der Sankt Georgengasse, und er konnte sein gesellschaftliches Prestige noch mit Käufen von mehreren Weingärten in vornehmen Fluren erhöhen, bis er 1495 starb. 20 Der Nachfolger des humanistisch gesinnten Stadtschreibers war Bernhard Schöckel (1495—1509). Obwohl mit Ausnahme eines Testamentes keine notariellen Urkunden von ihm auszufinden sind, ist Schöckel nachweisbar der erste Stadtschreiber, der zugleich 18 Házi II./2. Sopron, 1931, 295-425; bzw. Házi II./3. Sopron, 1933. Über die Anfangszeit der Stadtkanzlei siehe Jenő Házi: A városi kancellária kialakulása Sopronban [Die Entwicklung der Stadtkanzlei in Öden­burg]. SSz 10 (1956), 202-215. 19 Zusammenfassend über die Laufbahnen und beruflichen Aktivitäten der Stadtschreiber siehe: Jenő Házi: A soproni plébániai iskola [Die Odenburger Pfarrschule]. SSz 3 (1939), 103-116; Károly Mollay: Többnyel­vűség a középkori Sopronban [Mehrsprachigkeit in Ödenburg im Mittelalter] II. A latin nyelv [Die latei­nische Sprache] (1352-1450). SSz 21 (1967), 317-333; Károly Mollay: Többnyelvűség a középkori Sopron­ban [Mehrsprachigkeit in Ödenburg im Mittelalter] II. A latin nyelv [Die lateinische Sprache] (1451-1 549). (im weiteren Mollay 1968) SSz 22 (1968), 37-58. 20 Mollay 1968, 37, 40, und Károly Mollay: Gugelweit János, a Soproni Virágének lejegyzője [Hans Gugelweit, der Kopist des „Odenburger Blumengesanges"]. In: SSz 3 (1939), 178-181.

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