Das Österreichische Staatsarchiv (1988)

Kurt Peball: Das Österreichische Staatsarchiv

füllt betrachtet werden; über die Erfüllung des Vertrages mit Jugoslawien wurde und wird seit 1923 immer wieder und zuletzt seit 1976 verhan­delt. Die Teilarchive verwahren das ihrer Bezeichnung entsprechende Archivgut: Das Kriegsarchiv wurde 1711 auf Auftrag des Prinzen Eugen von Savoyen als „Hofkriegsrätli- ches Kanzleiarchiv“ gegründet. Bis 1918 war es das zentrale Militärarchiv der Donaumonarchie und zugleich deren militärwissenschaftliches In­stitut. Sein Archivgut umfaßt über 650.000 Archi­valieneinheiten, dabei über 70.000 Kartenwerke mit etwa416.000 Einzelstücken. In ihm dokumen­tieren sich militärische Wissenschaften, Kriegs­und Heeresgeschichte, Militär, Marine- und Tech­nikgeschichte sowie militärisches Massenschrift­gut seit dem 16. Jahrhundert. Das Archiv ist die größte militärhistorische Doku­mentationsstelle im deutschen Sprachraum, und sein Quellenmaterial geht weit über die Grenzen der Habsburgermonarchie hinaus. Dazu kommt, daß das Militärwesen einen eigenen Staat im Staate bildete, mit Einschluß aller Lebensberei­che. Die Karten-, Plan- und Bildersammlung des Archivs ist in ihrer Art ebenfalls einmalig; ihre Sammlungen reichen bis weit ins 16. Jahrhundert zurück. Im Laufe seiner Geschichte übersiedelte das Kriegsarchiv mehrmals, wurde zu Kriegszeiten - etwa in den napoleonischen Kriegen - zur Gänze außer Landes gebracht, oder es mußte - wie die anderen Staatsarchivabteilungen auch - Archiva­lien zu deren Schutz auslagern, wie im Zweiten Weltkrieg. 1711-1776 war es zusammen mit dem kaiserlichen Hofkriegsrat in der Hofburg, mußte aber von allem Anfang an Außendepots an verschiedenen Stellen in Wien unterhalten. 1776 übersiedelte es zusammen mit dem Hofkriegsrat in das sogenannte „Hofkriegshaus“, das spätere (Reichs-)Kriegsministerium, in Wien 1, Am Hof Nr. 14, wo es bis zu dessen Abbruch im Jahre 1905 blieb. In diesem Jahre wurde es in den Aka­demietrakt der Stiftkaserne in Wien 7, Stiftgas­se 2, übersiedelt, in das 1746-1749 von der Her­zogin Maria Theresia von Savoyen-Liechtenstein als Ritter Akademie erbaute und später als Tech­nische Militärakademie verwendete Gebäude, wo es sich noch befindet. Auf den anfänglich zwei­stöckigen Bau war 1869-1870 ein 3. Stockwerk aufgebaut worden. Die zahlreichen Akten die nach 1918, 1938 und 1945 dorthin kamen, erfor­derten mehrfach bauliche Veränderungen im In­nenbereich. Das Archiv hat ein Außendepot in der benachbarten Karl-Schweighofer-Gasse (Militär- matriken). Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv wurde 1749 auf Verfügung der Kaiserin Maria Theresia errichtet, um die für das Herrscherhaus und den österrei­chischen Staat wichtigen Staatsdokumente zen­tral in Wien zu erfassen und dauernd in einem Ge­heimen Hausarchiv zu verwahren. Das alte ba- benbergisch-habsburgische Archiv der Herzoge von Österreich wurde in diesem Archiv mit Ar­chivbeständen aus Prag, Graz, Innsbruck und Preßburg (Bratislava) zusammen mit den Archi­ven verschiedener Zentral- und Mittelbehörden des Reiches und der Erblande vereinigt. Seit 1762 erhielt es die Archivalien der Hof- und Staatskanz­lei, der es unterstellt wurde. Im Jahre 1811 wurde es mit einer kaiserlichen Entschließung zu einem Zentralarchiv aller für die Geschichte und das In­teresse des Staates wichtigen Dokumente ge­macht. Im Jahre 1840 wurde es zum Institut für wissenschaftliche, vorwiegend geschichtswis­senschaftliche Forschungen erklärt und im Jahre 1868 für eine allgemeine Benützung freigege­ben. Das Archiv war seit 1762 in der Hofburg unterge­bracht und besaß dazu noch einige Außendepots. Während der Jahre 1899-1902 wurde ihm im Gebäudekomplex der Hof- und Staatskanzlei am 11

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