Manfred Fink (Hrsg.): Das Archiv der Republik und seine Bestände. Teil 1 : Das Schriftgut der 1. Republik und aus der Zeit von 1938 bis 1945 (1996)
Einleitung
abgegeben, wurden im Archiv gesichtet, inventarisiert, kartoniert und somit für die Benützung durch die Öffentlichkeit vorbereitet. Auch haben die Mitarbeiterinnen regelmäßig direkt in den aktenproduzierenden Stellen zu tun. Diese Kontakte sind vor allem in Hinblick auf SkartiemngsVorhaben und eine planmäßige Übernahme der archivreifen Schriftgutbestände von großer Bedeutung. Einerseits wissenschaftliches Institut für die Forschung, andererseits sehr starke Nähe und Verbindungsglied zur laufenden Verwaltung; Forscherbetreuung im Haus und Aufklärungsarbeit außer Haus; ein Blick in die Vergangenheit, einer in die Zukunft; Tradition pflegen und Innovation fördern: Dies sind die vielfältigen Funktionen und Aufgabenstellungen, die dieses Archiv der Republik bestimmen. Organisation und Außau Die Fragen zehn Jahre nach Gründung des Archivs der Republik sind: Konnten die Erwartungen erfüllt werden? Hatten wir zu B eginn unserer Tätigkeit eine Vorahnung dessen und den Weitblick dafür, was auf uns zukommen sollte? Haben sich unsere Planungen in der Praxis auch wirklich bewährt? Konnten wir unser Archiv klar, überschaubar und smart halten? Die wesentliche organisatorische Entscheidung, die dem heutigen Archiv seine unverwechselbare Gestalt gibt, mußte vor der Übersiedlung im Jahr 1987 getroffen werden. Sie fiel zugunsten einer inhaltlichen Zuordnung der Schriftgutbestände. Vom Prinzip der Öffentlichkeitsorientierung geleitet, schienen die Nachteile, die sich aus möglichen Schwierigkeiten einer eindeutigen behördenmäßigen (provenienzmäßigen) Zuordnung ergeben könnten, kaum ins Gewicht zu fallen. Die Vorteile einer thematischen Gliederung der Bestände hingegen waren nicht zu unterschätzen. Die klare und überschaubare tektonische Gliederung des Archivs der Republik in zehn Bestandsgruppen erleichtert nicht nur die interne Arbeits- und Kompetenzverteilung, sondern ermöglicht auch dem Besucher unseres Archivs eine rasche Orientierung. Je nach Interessens- oder Forschungsschwerpunkt sollte es dem Außenstehenden daher auf Anhieb gelingen, für sein konkretes Anliegen im Archiv den richtigen Ansprechpartner zu finden. Der weiteren Gliederung und Ordnung der Bestände innerhalb der Bestandsgruppen wurde das klassische Provenienzprinzip zugrunde gelegt. Die Erschließungsarbeiten im Archiv orientierten sich demnach in großen Zügen an jenem Ordnungszustand, in dem der Bestand gewachsen und von der aktenproduzierenden Stelle an das Archiv abgegeben wurde. Auf diese Weise behalten die in den Kanzleien und Registraturen angelegten Such- und Findbehelfe, wie Protokolle, Indizes, Elenche oder Karteien, weiter ihre Gültigkeit und können auch im Archiv für die Aktenausforschung herangezogen werden. Die Suche nach einer gewünschten Information ist aus formaler Sicht immer vom Aufbau einer bestimmten Registratur abhängig. Denn trotz vieler Verwaltungsreformen und Kanzleiordnungen, die um eine Vereinheitlichung der Kanzleien und XXII