Manfred Fink (Hrsg.): Das Archiv der Republik und seine Bestände. Teil 1 : Das Schriftgut der 1. Republik und aus der Zeit von 1938 bis 1945 (1996)

Einleitung

nes Verwaltungsarchiv) wurde sämtliches Schriftgut ab 1918 ausgesondert und mit dem aus der Andreasgasse vereint. Die gesamten Umsiedlungsarbeiten dauerten, und dies war für alle Beteiligten wohl die größte Überraschung, kaum vier Monate und waren im großen und ganzen im September 1987 abgeschlossen. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die Archivbesucher von den Umzugsmaßnahmen kaum betroffen waren. Ein Ordnungsraum im Bereich des Archivs der Republik wurde kurzfristig, buchstäblich am ersten Tag der Übersiedlung, umgewidmet und stand als proviso­rischer Forschersaal zur Verfügung. Der Zugang zu den Akten war für die Öffentlichkeit daher nahezu während des gesamten Übersiedlungszeitraumes mög­lich. Ausgezeichnete logistische Bedingungen und voller Einsatz der Mitarbeiterinnen machten diese außerordentliche Kraftanstrengung möglich. Immerhin wurden in diesem Zeitraum mehr als 130.000 Faszikel oder Kartons Aktenschriftgut und mehr als ein Kilometer Geschäftsbücher in das neue Haus verbracht. Das Ende der Übersiedlungsarbeiten markierte auch den Beginn der zweiten Phase im Archiv der Republik. Denn in der Zwischenzeit war dieses Archiv nicht nur von den Beständen her, sondern auch vom Personalstand auf seine geplante Größe angewachsen. Erst jetzt konnten alle Aufgaben, mit denen dieses Archiv betraut war, auch tatsächlich wahrgenommen werden. Das Archiv der Republik - notwendig oder entbehrlich? Warum wurde dieses Archiv der Republik überhaupt errichtet? Warum ist eine neue Organisation notwendig, wenn das zeitgenössische Schriftgut bislang ohnedies von den anderen Archiven des Österreichischen Staatsarchivs betreut wurde? Die Existenzfrage einer neuen Organisation ist wohl immer berechtigt, nicht nur dann, wenn die Medien einen Beamtenabbau fordern. Warum also jetzt noch ein zusätz­liches neues Archiv? War dieses Archiv wirklich notwendig? Die Sinnhaftigkeit einer organisatorischen Maßnahme findet immer ihre leiden­schaftlichen Anhänger und Kritiker. Zumal sich der Personalstand des Archivs der Republik ausschließlich aus Mitarbeiterinnen der anderen Archive zusammensetzte, ging es bei der Errichtung dieses neuen Archivs der Republik in erster Linie um eine interne Reorganisation und neue Aufgabenteilung innerhalb des Österreichischen Staatsarchivs. Gedanken über die Leistungsfähigkeit traditioneller Strukturen und damit verbunde­ne organisatorische Veränderungen sind bei Archiven äußerst schwierig, da diese schon allein durch ihre Schriftgutmassen räumlich sehr unbeweglich sind. Die beste Gelegenheit für eine Reorganisation sollte sich frühestens bei der Planung eines neuen Archivbaues bieten. Die Notwendigkeiten für einen Neubau ergaben sich wiederum zwingend aus den bestehenden, zum Teil katastrophalen Zuständen. Da waren vollkommen ungeeignete Depots, die nicht nur eine ernste Bedrohung der Archivalien darstellten, sondern in denen auch die Arbeitsbedingungen für unsere XDi

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