Evangélikus lyceum, Pozsony, 1856
— 10 Vaterlandes; und wie könnte dies, wenn es aus reiner Liebe und inniger Zuneigung entspringt, ein Hinderniß für die Lernbegierde und nicht vielmehr unter der Leitung des Christenthums ein begeisternder Träger des Glaubens, der Wissenschaft und jedweder Tugend sein? Wir behaupten nicht, verehrte Zuhörer, daß vvn denen, in deren Herzen der Same des Evangeliums gepflanzt worden, keiner den Weg des Sittlich-Guten verlassen hat oder verlassen könne; aber davon geben wir frei und offen Zeugniß, daß unsere Kirche vermöge des Grundes, auf dem ihr Glaube beruht, nie und nirgends Anders gelehrt hat, als unbedingten Gehorsam gegen das Gesetz, Sittlichkeit, Friedfertigkeit, Verträglichkeit. Es ist demnach unmöglich, daß unsere Schule, die an den Lehren unserer Kirche treulich sesthält, nicht auch die Stütze der gesellschaftlichen und staatlichen Ordnung sei, da sie nicht nur durch Unterricht, sondern auch durch Angewöhnung ihre Zöglinge dahin anleitet. Jedem zu geben, was sie ihm schuldig sind, Furcht dem tie Furcht, Ehre dem Ehre gebühret. Je tiefer wir uns hiezu durch Gottes Anordnung verpflichtet fühlen, um so heißer ist unser Flehen: unsere Schule möge sich bestreben auch in diesen neuen Hallen den gesunden, christlichen Sinn so zu erhalten, wie sie ihn in ihren alten Räumen durch alle Stürme der Zeit hindurch bewahrt hat! Na chdem wir unsere Pflicht in dieser Weise erwogen, laß mich nun an dich meine Worte richten, hochherzige Kirchengemeinde, deren unmittelbaren Schutzes und Leitung wir uns erfreuen, laß mich für deinen preiswürdigen Eifer, mit welchem du den Wissenschaften diesen neuen herrlichen Tempel aufgeführt, au dich wiederholt unseren heißesten Dank gelangen. Allein ich fühle mich zu unvermögend, deine zahlreichen und großen Verdienste würdig hervorzuheben, welche du dir um die Kirche und das theure, Vaterland erworben, vorzüglich dadurch, daß in deinem Schooße diejenigen herangebildet und gepflegt werden, die aus dieser Schule, — ihrem alten Sinnbilde gemäß gleich den Helden aus der Höhlung des trojanischen Pferdes, — hervorgegangen sind, um als geistige Kämpfer das Reich der Sittlichkeit und Wahrheit auszubreiten. Ja, edelgesinnte Kirchengemeinde, du verdienst es, daß alle jene Gemeinden, denen du ihre geistigen Führer gegeben, liebend und ehrfurchtsvoll zu dir aufblicken, wie dankbare Kinder zur theuren Mutter. Würdig bist du der Achtung und Anerkennung deiner Verdienste, da du es immer .mit der That bewiesen, wie du den gesunden, reinen evangelischen