Evangélikus lyceum, Pozsony, 1856
12 Die Lehranstalt wird, so Gott will, auch in diesem Jahre an eben dem Tage, an welchem sie in diesen Worten ihren gottergebenen dankbaren Sinn bezeigte, ein Freudenfest feiern. Es ist dies die 250jährige Jubelfeier ihrer Stiftung und das zweite Säcularfest der Erneuerung und Einweihung ihres ersten Schulgebändes. Sie hofft bei dieser Festlichkeit ans freundlichen Zuspruch und gütige Theilnahme, und baut diese Hoffnung ans den Eifer, mit welchem sie in allen ihren Lebensäußerungen bemüht ist dem Geiste der evangelisch-christlichen Bildung, der ein alles wahrhaft Gute, Edle und Göttliche erhaltender und pflegender Geist ist, treu zu bleiben. Das diesjährige ungarische Programm des Lyceums, das ebenfalls als Einladungsschrift zu dem bevorstehenden Doppelfeste an die Gönner und Freunde der Anstalt in unserem Vaterlande nächstens gelangen wird, bespricht einige bisher unbekannt gebliebene urkundliche Andeutungen über die ersten Spuren der evang. Kirchengemeinde in Preßburg. Diese erst vor Kurzem entdeckten Daten liefern den Beweis davon, daß schon im ersten Jahrzehend der Kirchenreformation in Deutschland nicht etwa blos einzelne Einwohner unserer Stadt, sondern der Stadtrath selbst ein sehr lebhaftes Interesse für das evangelische Glaubensbekenntniß zeigte. Denn schon tut Jahre 1526 gibt er dem Verbreiter oder Vermittler der Kirchenreformation Doctor Andreas ein Ehrengeschenk*). Dieselbe Quelle zeigt sogar die Art und Weise an, wie die Kirchenreformation im darauffolgenden Jahre hier vor sich ging**). Der Vorstand der Stadt läßt die evangelischen Glaubenssätze aufschreiben, etlichemal ausrufen und anschlagen, damit ein Jeder höre, sehe, prüfe und dann nach seinem Gewissen wähle. Dieselbe Urkunde liefert Belege, daß für das Rathhaus reforma*) Kammerrechnung bcr Stadt Preßburg vom I. 1326 unter der Rubrik: „Awsgeben vff tler Stat Ening etc. (S. 30) Item octava corporis Christi gescheucht dem Doctor Andrea der von wegen der lutterischen suchn ist hie gewesen ain essen visch per I thaler 1111 Schilling XV denär.“ Die Geschenke und Gerichte von Fischen inüffen damals hohen Werth gehabt haben, da nach jener Rechnung selbst der in demselben Jahre nach der Niederlage bei Mohács schon am 4. Sept. hier weilenden Königin Maria, den Herren vom Hofe, Bischöfen u s. w. meist nur Fische verehrt wurden. **) AuS der Kammcrrechnung vom I. 1327 unter der Rubrik: ,,Allertag zu ainzig ausgeben. Item die Wochen nach loannis papliste Statchamerer hat geben nach geschafft her Bürgermeisters dem Chamerschreiber, das er die Lutterischen artickl uf- geschriben, etlichmal ausgeruefft vnd angeschlagen, facit 3 Schilling™"