Ciszterci rend Nagy Lajos katolikus gimnáziuma, Pécs, 1856
— 28 anderseits mit den Leistungen in der letzteren sich nicht zufrieden stellen will. Es ist noch immer ein gar kein seltener Fall, dass Väter in der Gegenwart ihres Sohnes, eines Gymnasialschülers, besonders die griechische Sprache mit unüberlegtem Eifer anfechten, als eine unnütze, peinigende Gedächtnissfolter, eine, man weiss nicht — wie sie zu sagen pflegen — aus welcher Ursache der armen jetzigen Schuljugend aufgebürdete Last, welche doch fürs praktische Leben keinen Nutzen trägt, und nur den andern nützlichen Lehrgegenständen nothwendige Zeit raubt, schildern; diese heidnischen Schriften — fahren sie fort — gehören gar nicht für die Jugend, indem sie die wahre christliche Gesinnung nur vermindern, zum Unglauben, ja zum Materialismus verführen; und der sie gerade lesen will, kann sie in den besten Übersetzungen lesen, schöpft er wenigstens den Nutzen der ( bung in einer lebenden gebildeten Sprache; und überhaupt früher hat man diese Qual im Schulwesen nicht gehabt, und doch gebildete Männer erzeugt, soll nur das neue System solche wissenschaftlich gebildete Männer erzeugen, als das alte, so sei es Gott gedankt. — Wenn das Griechische auf solche Art recht ausgedroschen ist, so gehts dann über das Latein her, von einer Extremität in die andere. Hier wird geklagt, dass die jetzige Jugend zu bedauern sei, indem sie des schönsten Schatzes, der lateinischen Sprache, bei der neuen Gymnasialeinrichtung beraubt wird; denn jetzt— heisst es —wird die lateinische Sprache, nicht so wie früher gründlich, sondern nur als eine Nebensache ganz oberflächlich behandelt; die Schüler können nach geendigtem Gymnasialcurs nicht einmal in dieser Sprache conversiren, u. s. w. Und endlich wird die ganze jetzige, so zweckmässige und wahrhaft bildende Gymnasial-Einrichtung aus lauter Unwissenheit und unbedachtem Eifer oft schändlich zerrissen, und dies alles in Gegenwart der Kinder, die nach dem jetzigen neuen System unterrichtet werden , deren Bildung solchen guten eifrigen Vätern am Herzen liegen sollte. — Ich bedaure vom Herzen solche Väter, die doch gebildet sein wollend, in der Gegenwart ihrer Kinder, zum grössten Nachtheile dieser und ihrer selbst, solchen Entrüstungen, und durch diese gewissen nicht schmeichelhaften Beurtheilungen sich preisgeben. — Ich will ihre Anfechtungen, und überhaupt Einwürfe hier nicht per extensum widerlegen, sondern sie nur kurz auf etliche Punkte ihrer Anfechtungen aufmerksam machen. Was die griechische Sprache anbelangt, möchten sie doch das in der Behandlung dieses Lehrgegenstandes nur mit kurzen Worten Angedeutete einer weitern Erwägung, und Nachsinnens würdigen; ob die griechische Sprache so vor- gelragen, eine Gedächtnissfolter, eine Last sei, die für das praktische Leben gar keinen Nutzen trägt, und den übrigen nützlichen Gegenständen die nothwendige Zeit raubt; ob bei einem solchen Vortrag zu befürchten sei, dass die wahre christliche Gesinnung leide, und die Jugend zum Unglauben, oder gar Materialismus verleitet werde, oder vielmehr das Beste zu hoffen und mit Zuversicht zu erwarten sei? Dass man die alten Classiker überhaupt auch in guten Übersetzungen lesen kann, ist wahr, aber diese sind und bleiben dennoch immer nur Übersetzungen; Lessing, der feinste deutsche Kritiker vergleicht die beste Übersetzung eines Dichters mit der umgekehrten Seite einer Tapete, wo man den Faden zwar sieht und den Stoff, woraus die Tapete gemacht ist, wo aber das Colorit verloren gegangen ist, und nur grobe Züge davon sichtbar geblieben sind. Und eben so treffend erklärt auch Siilzer: zwischen Schriften der Neuern über die Alten und den Alten selbst sei ein eben so grosser Unterschied, als zwischen einer mit Bleistift gezeichneten Landschaft, und der Gegend selber, wenn man sie in der Natur sehen kann. Ich glaube hier wäre die Wahl leicht. Was den auf solche Art schöpfenden Nutzen der Übung in einer lebenden Sprache betrifft, hiefür ist durch einen besondern Unterrichtszweig, wie gleichfalls oben erwähnt wurde aufs trefflichste gesorgt. — Weil die griechische Literatur im frühem Gymnasialwesen nicht war, soll sie auch jetzt nicht sein, hiesse gerade soviel, als jeder Verbesserung, jeder Vervollkommnung vorsätzlich ohne Grund und Ursache sich widersetzen zu wollen, was man doch einem vernünftigen biedern Manne nicht zumuthen sollte. Das Kind glaube ich ist nicht zu bedauern, sondern vielmehr glücklich zu schätzen, dem auch das gelehrt wird, was dem Vater verborgen blieb. — Was die lateinische Sprache betrifft, dass diese jetzt nur als Nebensache oberflächlich gelehrt wird, bitte ich die im Programme deutlich ausgedrückte, für jeden einzelnen Lehrgegenstand bestimmte wö