Ciszterci rend Nagy Lajos katolikus gimnáziuma, Pécs, 1856

— 29 — chentliche Stundenzahl etwas genauer zu prüfen, und dann das richtige Urtheii zu fällen, ob jener Gegenstand, dem vor allen übrigen die überwiegendste Stundenzahl durch alle 8 Classen durch ange­wiesen ist, als ein Nebengegenstand betrachtet werden kann ? — Ich bitte ferner das, in jeder ein­zelnen Klasse sowohl des Unter- als auch des Obergymnasiums, Vorgetragene, mit der oben nur kurz angedeuteten Vortrags- und Unterrichtsmethode vergleichen, und in Einheit bringen zu wollen, ob man auch noch dann so voreilig und unüberlegt nur gerade hin sagen könne, dass das Latein jetzt nuf oberflächlich behandelt werde ? — Ich will mein Urtheii niemanden aurdringen, sondern ich glaube wenigstens, dass ein jeder vernünftige, unbefangene und gerechte Mann es nicht in Abrede stellen wird, dass der Schatz einer altelassischen Sprache, wie es die lateinische ist, dort erlangt wird, wo nebst grammatischer Dichtigkeit, Aneignung des classischen Stils, und Auffassung der herrlichsten, in den classischen Schriften enthaltenen, und bereits angedeuteten Wahrheiten und Tugenden erreicht wird: nun aber wird nach der jetzigen Gymnasial Verfassung aus dem Latein im Untergymnasium vollkommene grammatische Kenntniss und Richtigkeit angeslrebt, und durch die erwähnte Methode auch erreicht ; die Aneignung des classischen Stils nebst Einsäugung der herrlichsten in den Glassikern enthaltenen Wahrheiten und Tugenden im Obergymnasium erlangt; denn nur dann gehen die edelsten Grundsätze der Humanität, die wir aus den unerschöpften Rome der altelassischen Literatur gewinnen, welche zur Veredlung eines Charakters unentbehrlich sind, folglich auch für das praktische Leben den grössten Nutzen tragen, in succum et sangvinem über, wenn sie unvermerkt, gleichsam tropfenweise, wie es beim mühsamen Lesen der Autoren der Fall ist, eingesogen werden, und dies nenne ich den eigentlichen Schatz der lateinischen Sprache. Das frühere, auf die Eigenschaften verschiedener Sprachen verdrehte lateinische Kauderwälsch, das früher ein Gymnasialist nach geendigtem Curse besass, etliche Classiker dem Namen, nicht aber dem Stile und Inhalte nach kennend, (lieh will hier nicht solchen, die durch weitere Fortbildung in diesem Fache sich zu einer bedeutenden Höhe der Vollkommenheit empor- geschwungen haben, nahe treten, ich rede nur vom allgemeinen) nenneich keinen Schatz, sondern Schändung der lateinischen Sprache. Dass auch jetzt nicht bei allen Schülern das vorgeslreckte Mass völlig erreicht wird, ist unstreitig, aber daran trägt nicht das neue System die Schuld, sondern wo anders sind die Ursachen aufzufinden. Überhaupt sollte man umsichtiger sein, und nicht gleich jeden Mangel der sich hie und da kund gibt, dem neuen Systeme zur Schuld auferlegen, das noch viel zu nett ist, als dass man es schon von den Früchten richten könnte.— Wo ist also die Ursache zu suchen, wenn auf solche Weise dem Schüler gegen die griechische Sprache Apathie, gegen die lateinische Verzagtheit, das gehörige Mass doch nicht erreichen zu können, eingeflösst, alles Bemühen, aller Eifer und Auf­opferung des Lehrers vereitelt, derselbe nicht zu jener Stufe gelangt, zu welcher er bei Beseitigung dieser äussern, von Seite der Eltern ihm gelegten Hindernisse hätte gelangen können und müssen. b) Was die Schulzucht anbelangt, klagt schon Quinctilian, wie sehr Unrecht der Schule manche Eltern thun, die die Verderbtheit ihrer Kinder derselben zur Schuld legen wollen: „Corrumpi mores in scholis putant; nam et corrumpuntur interim, sed domiquoque. Utinam liberorum nostrorum mores non ipsi perderemus! Infantiam statim deliciis solvimus ; mollis illa educatio, quam indulgentiam vocamus, nervos omnes et mentis et corporis frangit. Inde soluti ac fluentes non accipiunt e scholis mala ista, sed in scholas afferunt.“ D. i. „Die Eltern glauben, dass ihre Kinder in der Schule verdorben werden, sie werden manchmal verdorben, aber auch zu Hause. Wenn sie die guten Sitten ihrer Kinder nur nicht selbst verderbeten! Das Kindesalter wird gleich durch Lüste verweichlicht: jene weich­liche Erziehung, welche sie Nachgiebigkeit nennen, entnervt die Kräfte des Geistes und des Körpers. Daher bekommen die lockern und ausgelassenen diese Übel nicht in der Schule, sondern bringen selbe vom Hause in die Schule mit.“ Es ist bekannt, dass die Zöglinge nach geendigten Lehrstunden den Augen ihrer Lehrer entgehen, und die übrige Zeit unter der Aufsicht ihrer Eltern zubringen müssen. Von Langweile, übelgewählten Lectüren und schlechten Gesellschaften sind sie während dieser Zeit beson­ders zu bewahren, denn diese verführen sie, besonders zur Zeit der Entwicklung zu unsittlichen Ge­

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