Erdő Péter (szerk.): Bűn és isteni irgalom mint a mai ember problémája - Studia Theologica Budapestinensia 30. (2002)

Michael Waldstein: Die Sünde und das Erbarmen Gottes im Johannesevangelium

Der zweite Teil des symmetrischen Abschnittes, d.h. Verse 4-5, deuten die Stunde Jesu in gegensätzlicher Richtung, nicht in Bezug auf die Wirkung, sondern auf ihre Wurzel: „Ich habe dich auf der Er­de verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir zu tun gegeben hast. Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herr­lichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war." Das Wesen dieser vorweltlichen Herrlichkeit wird ein wenig später erklärt: „Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben., die du mir gegeben hast, daß sie eins sind, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, daß sie in das Eine hinein vollendet sind, damit die Welt erkennt, daß du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast wie mich" (22-23). Dieser Text legt nahe, daß die Herrlichkeit, die der Vater dem Sohn gegeben hat mit der Einheit oder Liebe zwischen Vater und Sohn zusammen­hängt. Eine ähnliche Verbindung wird angezeigt durch die Parallele zwischen „ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben., die du mir ge­geben hast, daß sie eins sind, wie wir" (22) und „Ich habe ihnen dei­nen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, da­mit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und auch ich in ihnen" (26). Die Parallele deutet darauf hin, daß die Herrlichkeit Jesu die Gegenwart der Liebe des Vaters in ihm ist, daß seine ewige Herrlichkeit nicht nur kausal auf diese Liebe zurückgeführt werden muß, sondern in ihrem Wesen und Inhalt von der Liebe geprägt ist. 17:5 kann auf dieser Grundlage verstanden werden. „Vater, ver­herrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war." Die Herrlichkeit des vorweltlichen Sohnes besteht in seiner Einheit mit dem Vater, in der Gegenwart der zeu­genden Macht und Liebe des Vaters in ihm. Die Herrlichkeit, von der in den Versen 1-2 die Rede ist, ist eine Verlängerung oder Wirk­same Projektion dieser Herrlichkeit durch die Menschheit Jesu auf unsere Menschheit hin. Die ewige Herrlichkeit bricht in der Stunde Jesu von innen her heraus als das wirksame Scheinen des Lichtes der Liebe in der Finsternis der Sünde. Die ewige Liebe, mit der der Vater den Sohn liebt, wird wirksam gegenwärtig in der Stunde: „da­mit die Welt erkennt, daß du mich gesandt hast und sie ebenso ge­liebt hast wie mich" (23). Vgl. 15:9 "Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!" Der große Johan­nesforscher C.H. Dodd hat diesen Zusammenhang wunderbar aus­gedrückt: „Die irdische Tätigkeit Jesu ist sozusagen eine Projektion seiner ewigen Beziehung, die die göttliche Agape ist, auf das Feld 21

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