Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)

Karl Schlemmer: Die situation des Christentums im Westen zur Jahrtausendwende

und Beerdigung durchaus schätzen, weil sie einen subjektiven Nut­zen vermitteln können. d) Die neunziger Jahre Die absolute Zahl der Kirchenmitglieder in der Gesamtbevölke­rung wuchs nach der Wiedervereinigung Deutschlands am 03. Okto­ber 1990 zwar an, verringerte sich aber relativ gesehen auf lediglich rund 70%. Denn in den neuen Bundesländern beträgt der Anteil der Konfessionslosen etwa an die 80% der Bevölkerung. Es entspricht durchaus der Wahrheit, dass die Bundesrepublik seit der Wiederver­einigung eine andere geworden ist - nicht so sehr in Richtung auf ein überwiegend protestantisches, sondern mehr auf ein stärker athei­stisch geprägtes Deutschland. Auf Dauer dürfte dies erhebliche Fol­gen kirchen-, konfessions- und religionspolitischer Art haben. Dem­gegenüber ist erstaunlich, dass dennoch 56% der Gesamtbevölkerung diese Abkehr breiter Massen von den Kirchen bedauern und 55% der Konfessionslosen es für gut finden, dass es die Kirchen gibt. Die Kir­chenaustrittszahlen erreichten im Jahr 1992 mit 193 000 einen neuen Spitzenwert, was von den Kirchen erhebliche Einschränkungen ihrer finanziellen, baulichen und personellen Ressourcen erzwingt. In der katholischen Kirche kommt es zudem durch den anhaltenden Prie­stermangel zu einem fortschreitenden Verlust der sakramentalen Di­mension; Kirche als Heils- und Gnadenanstalt wird dadurch infra­strukturell weiter geschwächt. Dies belegen auf ihre Weise auch die Zahlen im Hinblick auf die Mitfeier der sonntäglichen Eucharistie: 1990: 21,9% 1995: 18,6% 1993: 19,3% 1998: 16,9% Die Riten der Lebenswende erfreuen sich dagegen großer Beliebt­heit und werden zunehmend zum Hauptgrund für die Kirchenmit­gliedschaft. Auch außerkirchlich erachten sich die meisten Menschen durchaus als religiös. So bezeichneten sich 1996 in der Bundesrepu­blik Deutschland nur rund 8% (Westen 5%, Osten 20%) der Bevölke­rung als dezidiert atheistisch. Von daher gibt es nicht nur weniger Atheisten als Nichtreligiöse, sondern auch weniger erklärte Atheisten als Agnostiker. Im Blick auf die religiöse Entwicklung in unserem Land werden diese Erkenntnisse und Zusammenhänge immer wich­66

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