Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)

Karl Schlemmer: Die situation des Christentums im Westen zur Jahrtausendwende

um den Integrations- und Legitimationsschwund der Kirchen durch den Ausbau ihres sozialkirchlichen Standbeins zu kompensieren. In der persönlichen Kirchenbindung nehmen passagerituelle und diako- nische Erwartungen an die Kirchen seitdem Spitzenpositionen ein. Allerdings steigen seit 1967/68 die Kirchenaustritte rapide an und er­reichen katholischerseits im Jahr 1974 einen Höchstwert von über 80.000, wobei die 18-39jährigen, und hier besonders die Gebildeteren, dominieren. Der Besuch der Sonntagsmesse ist weiterhin rückläufig. 1968: 41,50% 1973: 33,40% 1979: 27,5% Die Kirchenbindung weiter Kreise lockert sich, da keinerlei per­sönliche Nachteile mehr gefürchtet werden müssen. Beide Kirchen aber transformieren sich zunehmend von der Heils- zur Sozialkirche, von der Institutionskirche zur Organisationskirche. Dieser Entwick­lung suchte die katholische Kirche allerdings gegenzusteuern, indem sie nach Maßgabe der Theologie des Vatikanum II die Leitideen von „Kirche als Gemeinde" und vom „gemeinsamen Priestertum aller Getauften" aufgewertet hat. Dies führte zweifellos zu lebendigeren Gemeinden, doch wurde dabei die Identitätskrise vieler Priester nachhaltig beschleunigt. c) Die achtziger Jahre Der Trend zu Einbußen an sozialer und normativer Integrations­kraft hält vor allem bei der jungen Generation, bei den gebildeten Be­völkerungsschichten und bei den Großstädtern ungemindert an. Die Zahl der Kirchenaustritte übersteigt 1987 erneut die 80 OOOer-Grenze und beträgt 1989 sogar an die 93 000 Personen. Der Kirchenbesuch am Sonntag nimmt weiterhin leicht ab, was die Statistik zu belegen weiß: 1981: 26,6% 1986: 23,3% 1989: 22,3% Was in den Zahlen nicht aufscheint, aber mit bedacht werden muss, ist ein wachsender Prozess der Vergreisung - auch beim Klerus - und der Verweiblichung der Kirchentreuen. Hinzu kommt in dieser Zeitphase zunehmend ein milieuübergreifend genutzter Markt an er­lebnisreligiös überhöhten Sinnstiftungsangeboten, der die sowieso schon gelockerte Bindung an die Kirche bei der Mehrheit der jungen Leute zerbrechen läßt, obgleich sie Passageriten wie Taufe, Trauung 65

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