Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)
Karl Schlemmer: Die situation des Christentums im Westen zur Jahrtausendwende
die gesellschaftlichen Räder geraten sind, zu versorgen, sondern auch dazu übergehen, in die Speichen der gesellschaftlichen Räder selbst zu fahren, ist wiederum der Vorwurf der unerlaubten Überschreitung der Kompetenzen und der Einmischung in Angelegenheiten zur Stelle, die die Kirchen angeblich nichts angehen. II. Parallel zur Entkonfessionalisierung kann man in der Bundesrepublik Deutschland zunehmend Brüche im Blick auf die kirchenbezogene Religiosität in der Bevölkerung und die soziale und normative Integrationskraft der Kirchen verzeichnen. Dies lässt sich in vier charakteristischen Phasen statistisch gliedern und darstellen. a) Von den fünfziger Jahren bis zur Mitte der sechziger Jahre Die damalige kirchliche Welt erscheint auf den ersten Blick noch völlig in Ordnung zu sein. Die persönliche Religiosität wird weitgehend als christliche, wenn nicht sogar als kirchliche Religiosität praktiziert. Bei den Kirchenaustritten gibt es eine anhaltend geringe, ja zum Teil sogar sinkende Tendenz. Dies dürfte allerdings angesichts der Erfahrungen der Nazidiktatur und der Folgen des Zweiten Weltkrieges daran liegen, dass Kirchenaustritt wie Konfessionslosigkeit als Indiz für entweder „linken" oder „rechten" Extremismus und damit für politische Orientierungslosigkeit gewertet wurden. Die Mitfeier des Gottesdienstes entwickelte sich bei den Katholiken folgendermaßen: 1950: 50,6% 1962: 44,8% (Eröffnung des Konzils) 1956: 47,7% 1965: 42,6% (Abschluss des Konzils) b) Von der Mitte der sechziger Jahre bis zum Ende der siebziger Jahre Diese Zeitphase ist eindeutig geprägt vom Erschlaffen der typischen Integrationskraft der kirchlich verfassten Religion. Dies hat sich bereits in der frühen Zeit des Wirtschaftswunders abgezeichnet, und zwar trotz des geradezu euphorischen Glaubens an eine bessere Gesellschaftsordnung und an soziale Utopien. Parallel zu verschiedenen neuen sozialen Bewegungen expandierte auch der Bereich der kirchlichen Diakonie, 64