Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)

Rudolf Hoppe: Im Angesicht der Gefahr Zum Szenario der Endzeitrede Jesu in Mk 13

metaphorisch zu verstehen. Ihr Sinn liegt darin, die unbedingte To- ratreue als Überlebensstrategie in der Verfolgungssituation anzumah­nen. Dem gilt schließlich auch die Zusage der Verkürzung der Zeit, die von außen gesehen mehr als paradox anmutet: die Drangsal ent­spricht dem Plan Gottes, aber ihre Zeit wird um der Erwählten wil­len, die unter den Bedrängnissen bis zur Erschöpfung leiden, so ab­gekürzt, daß sie noch religiös und physisch überleben können. Auch hier ist vor einem realistisch-beschreibenden Verständnis Vorsicht geboten: Die Glaubenstreuen sollen ja von der Nähe Gottes trotz seiner Fraglichkeit und Verborgenheit überzeugt und zum Ver­trauen darauf ermutigt werden, daß Jahwe seine Getreuen bewahrt. Die Aussicht auf Verkürzung der Drangsal hat daher ebenso wie vor­her die Darstellung des Katastrophenszenarios seine Funktion: Des­halb taucht dieses Motiv dann auch verschiedentlich in den apoka­lyptischen Schriften auf: „Darum, siehe, die Tage werden kommen und die Zeiten eilen mehr als die früheren, und die Zeiträume wer­den schneller eilen als die vergangenen, und die Jahre laufen schnel­ler als die jetzigen. ... Nun aber halte in deinem Herzen alles fest, was ich dir befohlen habe, und versiegle es im Innern deines Verstan­des. Und dann werde ich zeigen mein kraftvolles recht und meine unerforschlichen Wege" (syr Bar 20,1.3f).16 Es geht um das Wohl und Wehe der Frommen. Der Apokalyptiker versucht seine Gewißheit zu vermitteln, Gott richte die Zeit so ein, daß die Rettung noch möglich ist, ja bevorsteht. Damit trägt sich das Vertrauen durch, daß dem Menschen die Möglichkeit, seine religiöse Identität zu leben, gewährt wird. Im Grunde ist das das entscheidende Trostwort, das auf die Heilswende zuläuft. d) Die Heilswende In der schon erwähnten Schrift Ass Mos war auf dem Gipfel der Eskalation des Bösen davon die Rede, die Frommen würden von den Machthabern gefoltert, gezwungen, Gott zu lästern und zuletzt „die Gesetze und was sie auf dem Altar haben" (8,5). Damit ist vielleicht das Allerheiligste im Tempel gemeint. Wenig später heißt es dann: 16 Übersetzung A.F.J. KLIJN, Die syrische Baruch-Apokalypse (JSHRZ V/2 [s. Anm. 13]), 135. 24

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