Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)
Rudolf Hoppe: Im Angesicht der Gefahr Zum Szenario der Endzeitrede Jesu in Mk 13
Rudolf HOPPE IM ANGESICHT DER GEFAHR. ZUM SZENARIO DER ENDZEITREDE JESU IN Mk 13 Einleitung Im Jahr 1962 eröffnete E. Käsemannn seinen aufsehenerregenden Aufsatz „Zum Thema der urchristlichen Apokalyptik"1 mit dem markanten Satz: „Urchristliche Apokalyptik erscheint im allgemeinen der Fachtheologie als unzeitgemäßes Thema".1 2 Am Schluß dieses Beitrags kommt er schließlich zu dem bekannten Urteil, die Apokalyptik sei die „Mutter der christlichen Theologie".3 Mit der Apokalyptik hat vor allem die jüdische Tradition eine Seite menschlicher und kosmischer Wirklichkeit gesehen, die für das Ganze der Welterfahrung von essentieller Bedeutung ist. Freilich ist in weiten Phasen der Theologiegeschichte dieser Schatz der religiösen Tradition fast völlig übersehen worden oder in Vergessenheit geraten. Heute stehen wir, da die kritischen Fragen der 60er und 70er Jahre im Blick auf den Menschen und seine soziale Verantwortung zunehmend verdrängt werden und die individualistische Orientierungssuche auch in Kirche und Theologie neue Dominanz gewinnt, vor einer analogen Entwicklung. Die Bibel gewährt uns freilich nicht diesen privatisierenden Ausstieg, sie ist durchzogen von apokalyptischen Erfahrungs- und Deutungsmustern. Jesus und Paulus sind ohne apokalyptischen Hintergrund nicht zu verstehen, ebenso wie weite Teile der spätalttestamentlichen Literatur. Deshalb ist es angebracht, die Aufmerksamkeit erneut auf einen schon vielverhandelten Text der Evangelienüberlieferung, die sogenannte „Mk-Apokalypse", zu lenken. 1 E. KÄSEMANN, Zum Thema der urchristlichen Apokalyptik, in: ders., Exegetische Versuche und Besinnungen II, Göttingen 1964, 105-131. 2 Ebd., 105. 3 Ebd., 130. 17