Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)

Béla Tarjányi: Das Gottesbild der Apokalyptik

Heben wir aus der ersten Gruppe jemanden heraus, der von Früh Morgen gearbeitet hat, und nennen wir ihn X. Genauso von denen die von elf Uhr gearbeitet haben, und nennen wir ihn Y. - Könnten wir uns einen Fall vorstellen, in dem X nicht übel nimmt, daß Y ge­nauso viel bekam als er? Ja wohl, z.B. wenn Y der Bruder von X ist, oder seine Schwester, sein Sohn, seine Frau oder ein unglücklicher „Pechvogel". Mit einem Wort: in dem Fall, wo X dem Y sehr nahe steht, wenn er ihn liebt, wenn der für ihn sehr wichtig ist - dann wird er dem Herrn nich übel nehmen, daß er ihm auch 1 Denar ge­geben hat. Gerechtigkeit erwarten wir von Gott nur darum und dann, wenn wir nur auf uns selber und auf unsere Interessen aufpassen. Wenn wir aber einander lieben würden, würden wir die „Ungerechtigkeit" Gottes nich übel nehmen, sondern wir würden uns darüber freuen. 7. Das obige Gleichnis, so wie viele andere Gleichnisse Jesu zeu­gen davon, daß Gott nicht nach Maßstäben der Gerechtigkeit (unse­rer Erwartungen) mit den Menschen umgeht, sondern nach den Maßstäben der Überfülle seiner Liebe. Wir erwarten, daß Gott ge- rechtig belohnt und straft, bis wir Gott nicht verstanden haben, so­lange seine Liebe nicht in uns ist. Außerdem handeln die Gleichnisse Jesu von dem „Himmelreich". Das bedeutet auch, das nicht nur das in der Gegenwart beginnende Reich Gottes (z.B. die Kirche) ist sein Reich, sondern auch das ewige Leben - das ist ja das eigentliche „Himmelreich". Und Jesus spricht unaufhörlich davon, daß sein Reich Gnade ist, ein Reich überströ­mender Liebe - das also nicht nur auf der Erde, sondern auch im ewigen Dasein. 8. Die Bilder der Apokalyptik bewegen sich auf der Ebene des Lohns und der Belohnung, des „do ut des". Aber das Reich Gottes kann sich auch im Jenseits nicht darin erschöpfen. Jesus versucht das uns immer wieder beizubringen. Das ist auch dann wahr, wenn auch die Bilder des „gerechtig" belohnenden und strafenden Gottes aus der Apoklyptik in seiner Lehre weiter leben und anwesend sind. 16

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