Zoltán Rokay: Die Quellen der frühen Religionsphilosophie Johann Gottlieb Fichtes (2001) - Studia Theologica Budapestinensia 23. (2001)

Die Jugend Fichtes unter dem Aspekt des Einflußes auf seine Religionsphilosophie - Das Studium

den Begriff einer Weltregierung und Vorsehung durch die höchste Vernunft."40 Die Problematik und die Ausdrucksweise erinnert stark an die der Bestimmung des Menschen und der Grundzüge der gegenwärtigen Zeitalters. (In diesem letzten lesen wir: „Der Zweck des Erdenlebens der Menschheit sei der, daß sie in demselben alle ihre Verhältnisse mit Freiheit nach der Vernunft einrichte." (Ed. Meiner, Hbg./1806/ 1956. S.4) In der Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre, die man gewöhnlich zum „Hauptwerk" Fichtes hält, geht es um die Problematik des Bewußtseins. Schon im WS 1798/99 äußert sich Fichte in der Platner-Vorlesung folgendermaßen: „Meine moralische Bestimmung... ist es, die meinem Bewußtsein den letzten festen Grund unterlegt, und wodurch erst alles übrige Bestand und Sicherheit erhält." (Vorlesung über Logik und Metaphysik, WS 1798/99 GA II, 4. S.326) Streng genommen geht es darum, die praktische Vernunft zum Ausgangspunkt zu wählen. Der kategorische Imperativ, als der innerste Kern vom Ich (die Moralität) konstruiert sich den Zweckbegriff, und mittelbar die ganze Sinnewelt. Wieweit hat Fichte seine Auffassung über Offenbarung und Religiosität, die er im Auseinandersetzung mit den Aphoris­men Platners formuliert hat, distanziert, illustriert ein Hinweis auf „Versuch einer Kritik aller Offenbarung" (1793), sein Erst­lingswerk. (Dieser Hinweis liefert uns zugleich einen Stütz­punkt zur Bestimmung des terminus a quo der Platner-Aphor- ismen Fichtes). Die Stelle lautet: 40 GA II, 4 S.321. Diesen Gedanken greift Fichte in seinen Vorlesungen „Über Logik und Metaphysik” unter dem Titel: „Über die Religiosität des wahren moralischen Menschen” wieder auf: „Wer zu arbeiten hat, kann nicht beten, nur wenn nicht mehr arbeiten können, sollen wir beten. Die Religion ist Trost, Stärkung und Beruhigungsmittel, aber kein Tagewerk. Wer keines solchen Stärkungsmittel bedarf, der ist desto besser dran — Die einzige wahre Religi­on ist, seine Pflicht von ganzem Herzen tun.” (GA IV, 1 S.436). 73

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