Zoltán Rokay: Die Quellen der frühen Religionsphilosophie Johann Gottlieb Fichtes (2001) - Studia Theologica Budapestinensia 23. (2001)

Die Jugend Fichtes unter dem Aspekt des Einflußes auf seine Religionsphilosophie - Das Studium

„Seit 4 Jahren, da ich sie gereiniget wieder auflegte nicht angesehen, weiß nicht was darin steht, da ich alles verges­sen. Bin seit dem von der Kritischen Dunkelheit zu einer hellen, und reinen Einsicht durchgedrungen. Es ist also von diesem Buche garnicht mehr die Rede." Wenn man richtig rechnet, sagt das Fichte im Jahre 1797, also vor dem Atheismusstreit. Nicht dieser hat also ihn aus der kritischen Dunkelheit zur „reinen Einsicht" hinübergeführt. Fichte distanziert sich in dieser Phase nicht nur von Kant, son­dern auch von seinem eigenen Standpunkt. Er meint sich je­denfalls zu distanzieren, denn die Frage nach dem Verhältnis von Sittlichkeit und Vernunft wird von dem Standpunkt der Vernunft her betrachtet und gelöst: „Das geoffenbarte kann schlechterdings nicht der Ver­nunft und Sittlichkeit entgegengehen: es muß die letzte be­fördern; außerdem ist es 'vom Teufel' (Critérium des fals­chen Propheten/ von einem bösen Gotte) Offenbarung ist ein Wunder. Wunder ist alles, was durch die Freiheit in der Natur geschieht. So ist mein eigenes Handeln ein Wunder, auf dem gemeinem Gesichtspunkte; nur weil es gewöhnlich ist, wundere ich mich nicht mehr... Der Mensch glaubt also notwendig immer fort Wunder. — Ob er nun aber dieses oder jenes glauben solle, das er nicht selbst erfahren hat, oder wo die Erfahrung nicht zureicht, um die Frage über das Factum zu entscheiden, steht ihm ganz frei. Die welche durch seine moralische Denkart gefordert werden, zu glau­A'y ben, ist er verbunden." Ohne in die Kompetenz der Fundamentaltheologie über­greifen zu wollen, sei es bemerkt, daß Fichte von verschiede­nen Arten von Wundern, also verschiedenen Arten von Offen­barung weiß. Er behauptet also eine Hierarchie innerhalb der 41 42 41 ebd. S.351. 42 ebd. S.352. 74

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