Zoltán Rokay: Die Quellen der frühen Religionsphilosophie Johann Gottlieb Fichtes (2001) - Studia Theologica Budapestinensia 23. (2001)
Die Jugend Fichtes unter dem Aspekt des Einflußes auf seine Religionsphilosophie - Das Studium
begreife, mit dieser Kirche einig: nur, daß sie diesem Glauben ein anderes Objekt gab, indem sie die Unfehlbarkeit der mündlichen Tradition, und der Konziliensatzungen, verwarf, und nur auf der, des geschriebenen Worts, bestand. Die Inkonsequenz, daß die Authentizität dieses geschriebenen Worts selber, denn doch abermals auf mündliche Tradition, und auf der Unfehlbarkeit des Konziliums welches unseren Kanon sammelte, und schloß, beruhe, wurde übersehen. Und so war denen, zum allerersten Male in der Welt ganz förmlich, ein geschriebenes Buch, als höchster Entscheidungsgrund aller Wahrheit, und als der einzige Lehrer des Weges der Seligkeit aufgestellt... Dieses Mittel konnte nichts anders, denn gelingen; das Volk fand sich durch das erteilte Recht geschmeichelt, und bediente sich desselben nach aller Möglichkeit. Und ganz sicher würde, durch dieses Prinzip, die Reformation das ganze christliche Europa ergriffen haben, wenn nicht die Gewalthaber sich dagegen gesetzt, und das einige sichere Gegenmittel getroffen hätten; dieses: die protestantischen Bibelübersetzungen und Schriften nicht in die Hände des Volkes kommen zu lassen."33 „Lediglich durch diese vom Protestantismus angeregte Sorge für das Christentum, auf dem Wege der Bibel, hat der Buchstabe den hohen, und allgemeinen Wert erhalten, den er seitdem hat; er wurde das fast unentbehrliche Mittel zur Seligkeit, und ohne lesen zu können, konnte man füglich kein Christ sein, noch einem christlich-protestantischen Staate geduldet werden."34 33 Fichte, J.G. Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters Ed. Meiner, 1956. S. 105 f. - So wurden beispielsweise die Exemplare der Bibel v. William Tyndale und v. Komáromy Csipkés György vernichtet. Zum ersteren: David Daniel: William Tyndale. Biography, New Haven & London, 1994. S.170 ff. -zum zweiten Magyar Bibliafordítások, Bp. 1990. S.255-56. (Von 1706 bis 1718 wurde die Bibel gedruckt; erst im Jahre 1754 mit dem Transport begonnen.) 34 Op. sub 33 zit. S. 106. - Lessing ruft ironisch aus: „Ihr glaubt Christen zu sein, weil ihr getauft worden. Unglückliche! da hört ja, daß Lesenkönnen eben 22