Zoltán Rokay: Die Quellen der frühen Religionsphilosophie Johann Gottlieb Fichtes (2001) - Studia Theologica Budapestinensia 23. (2001)

Die Jugend Fichtes unter dem Aspekt des Einflußes auf seine Religionsphilosophie - Das Studium

„Daher nun die herrschenden Begriffe über Volkserzie­hung; daher die Allgemeinheit des Lesens und Schreibens. Daß späterhin der eigentliche Zweck, das Christentum vergessen; und das, was erst nur Mittel war, selbst Zweck wurde, darf uns nicht wundern: es ist dies das allgemeine Schicksal aller menschlichen Einrichtungen, nachdem sie einige Zeit gedauert haben."35 Was sich später zum Teil als ein Ringen, zum Teil als ein Sich-Festsetzen bei Fichte erweisen im Punkt Religion-Offenba- rung-Gott, das zeigt sich schon als Einseitigkeit bei Lessing, dem großen Lehrer der Aufklärung: es ist die Unfähigkeit oder mindestens das Fehlen der Bereitschaft, die Transzendenz und die Immanenz zusammenzuhalten. Und damit steht und fällt jeder Offenbarungsglaube. Offenbarung ohne Resonanz im Inneren des Menschen ist keine Offenbarung; eine innere Stimme, ohne von außen an­gesprochen zu werden ist Hirngespinst, eine Halluzination, oder bestenfalls ein Weg zum sterilen Subjektivismus. Offenba­rung ist eine dialogische Wirklichkeit. Selbst der geschriebene Buchstabe der Heiligen Schrift will so, und nur so verstanden werden. so notwendig zur Seligkeit ist, als Getauftsein.” (Axiome X./10/. S.297) -Leib­niz behauptet: „C’est ce j’ai remontré autrefoi á l’exellent M. Peisson, pour lui faire voir que l’eglise romaine, allaut plus loin que les protestants, ne damne point absolument ceux les mesurant que par la foi explicite.” Essais de Tehé- odicée. Ed Fiamarion, Paris, ’98.1.96. -S. 158. 35 Fichte, J.G.: Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters. Ed Meiner, Hbg. 1956. S. 106 Spinoza formuliert folgendermaßen: „At dicent, quamvis lex divina cordibus inscripta fit, Scripturam nihilominus Dei esse verbum, adeoque non magis de Scriptura quam de Dei Verbo dicere licet, eandem truncatam et de­pravatam esse. Verum ego contra vereor, ne nimis studeant esse sancti, et Re­ligionem in superstitionem convertant; immo ne simulacra et imagines, hoc est chartam et atramentum, pro Dei Verbo adorare incipiant... Hac itaque ratione Scriptura etiam tamdiu sacra est, et ejus orationes divinae, quamdiu homines ad devotionem erga Deum movet; sed si ab iisdem prorsus negligatur, ut olim a Judaeis, nihil est praeter chartam et atramentum, et ab iisdem absolute pro­fanantur, et, corruptioni obnoxia relinquitur.” (Tractatus Theologico-Politicus, Cap XII. ED. Vloten, Hagae, Bd.I. 1882. S.523 f.) 23

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