Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)

2. Anthropologische und theologische Grundlegung der Seelsorge im Krankenhaus - 2b) Die Botschaft der Heiligen Schrift

2.9 Zusammenfassung Im Zusammenhang unserer Überlegungen haben die biblischen Aspekte einige Durchblicke geschaffen. Wenn der alttestamentliche Mensch bestimmt war vom kausalen Zusammenhang der Größen Krankheit und Schuld, wie der angeführte Psalm 32 gezeigt hat, so wies doch der gleiche Text auf dessen Suche nach Heilung und Heil bei Gott als dem Herrn von Leben und Tod hin. Die Vorstellung von einem hei­lenden Gott kann im Alten Bund als durchgängiges Theologumenon angesehen werden; die Verkündigung Jesu und sein Auftrag an die Jünger, Kranke zu heilen, haben dieses Bild von Gott, der den Men­schen in der Krankheit nahe ist, aufgenommen, ergänzt und überhöht. Sein Auftrag ist Zeichen der eschatologischen Gottesnähe, so wie „seine Reich — Gottes — Verkündigung und sein Vollmachtsanspruch, der endgültige Heilsbringer zu sein"’29 eng zusammengehören. Deshalb sind die Imperative des Auftrages auch absolut gültig gemeint, so wie schon „das gebieterische Herbeirufen der zwölf Jünger"129 130 die vorge­stellte Szene einleitet, die den Auftrag imperativischer Art enthält. Kran­kenheilung hat im Kontext der Verkündigung Jesu und hier in seinem Auftrag keine Kunst an sich zu sein, sondern ist eingebettet als „Zeichen (...) für den Anbruch der Gottesherrschaft".131 In der Verkündigung der basileia tou theou (Mk 1,15) wird das echatologisch qualifizierte Erbarmen Gottes als nicht mehr überhol­bar greifbar und seine Heilsentschlossenheit für die Menschen erfah­ren. Dabei hat Jesus selbst keine Heilungsmethoden besessen oder an seine Jünger weitergegeben. Auch fehlen Ursachendeutungen für das Phänomen der Krankheit aus seinem Munde. Er erklärt nicht den Zusammenhang von Krankheit oder Leid mit dem Gedanken von Sünde/Strafe. Allerdings erfährt das Kranksein des Menschen mit Jesus eine neue Sinngebung: Aufhebung der Isolation und Erfahrbar- machung des Gottesreiches. Diese Aufgabe wird seiner Kirche von ihm weiter anvertraut, denn der Inhalt des Sendungsauftrags betrifft nicht bloß die „Zwölf", sondern darüber hinaus die Gemeinde132. Ihre Predigt und ihre Machttaten entspricht der Predigt Jesu133. 129 Knoch,0./Weissmahr,B., Natürliche Phänomene und Wunder, S. 130, in: Christlicher Glaube in moderner Gesellschaft, Böckle, F. u.a. (Hg.), Band 4, Freiburg-Basel-Wien 2 1981, 122/48. 130 Gnilka, S. 355. 131 Haag, Sp. 701. Vgl. auch Pastorale, S. 43. 132 Vgl. Sand, S. 222. 133 Vgl. ebd., S. 220. 33

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