Gudrun Bohle: Die Frage der Läuterung im Alten Testament - Studia Theologica Budapestinensia 20. (1998)
II. - II.1. Jesaja 6,1-11
II.1.6.1.3. die Handlungen. a) Gott: Eine Auflistung der Verben dieses Abschnittes ergibt, daß die einzigen finiten Aussagen mit Gott als Subjekt im letzten Teil zu finden sind: nämlich 2x "ICK'1 er sprach. Jahwe erscheint hier also im eigentlichen Sinn nicht als Handelnder. Er ist der Geschaute. Sein "Handeln" besteht in einem Dialog mit dem Propheten. Aus eben diesem Dialog geht hervor, daß Jahwe es ist, der sendet und einen bestimmten Auftrag ausführen läßt. b) die Seraphen: Im Gegensatz zu Gott sind die Seraphen diejenigen, die eigentlich das Geschehen tragen. Sowohl im ersten Teil der Vision als auch im zweiten der Entsündigungsszene entfallen die meisten Verben auf die Seraphen. Davon stehen die ersten beiden: HDD'/sie bedecken, und: f]ßiy'/ sie fliegen, im Imperfekt: sie gehören somit noch in den Bereich der Beschreibung des geschauten Bildes (ebenso wie die Nominalsatz- und Partizipialkonstruktionen). Zum ersten Teil der Handlung im himmlischen Bereich gehört dann ihr Rufen und Singen: NTpl und “1DX1. Dieser Lobgesang ist ausgerichtet auf Jahwe, hat aber gleichzeitig Folgen im irdischen Gebäude des Tempels: vgl. v.4. Das heißt mit anderen Worten: ihr Tun ist voll und ganz ausgerichtet auf Gott, aber gleichzeitig wird durch dieses Tun der Übertritt geschaffen vom Himmel zur erfahrbaren Erde.111 Im zweiten Teil geht das Geschehen wieder von einem der Seraph den aus: v.6a =]!?'! er flog v.7a yn er berührte v.7b iDK'i er sprach . Diesmal richtet sich das Tun ganz auf den Propheten. Ab jetzt sind keine Mittlerwesen mehr nötig. Der Prophet kann selbst aktiv werden, es kommt zu einem direkten Dialog zwischen Gott und dem Propheten. 111 vgl. Ph.Béguerie, La vocation d'Isaie, 1954, S.20: Er vergleicht die Aufgabe der Serafen mit der von ähnlichen Wesen in Ägypten: “..commes les seref égyptiens à l'entrée des tombes, ils ont pour mission de repousser le profane qui voudrait violer la sainteté de ces lieux sacrés... " 54