Gudrun Bohle: Die Frage der Läuterung im Alten Testament - Studia Theologica Budapestinensia 20. (1998)

II. - II.1. Jesaja 6,1-11

Diese erhabene Wirkung und Ausstrahlung vermittelt der Bericht aber auch an den Leser. Dies geschieht durch drei verschiedene Mittel: 1) In den verwendeten Gottesepitheta: Gott, der Herr; Gott, der König; und Jahwe Zebaoth schwingen vielfältige Nuancen mit. Das hängt damit zusammen, daß diese, wenn sie in Jerusalem ausgesprochen wurden, an bestimmte traditionelle Vorstellungen anknüpften, die ihre Wurzeln zum Teil noch in kanaanäischer Mythologie haben, zum Teil im Jahwe-Kult von Jerusalem beheimatet waren.1™ 2) Der Lobgesang der Seraphen charakterisiert Jahwe als den dreimal Heiligen, (v.3.) 3) Die Reaktion der Seraphen, der Erde, des Tempels und des Menschen Jesaja geben ein deutliches Zeugnis von der Beschaffenheit Gottes. b) die Seraphen: Die Seraphen sind diejenigen, die den Herrn umstehen: ns sraa pvoar pvqwe Sie erinnern an die Vorstellung eines Hofstaates, der einen mächtigen König umgibt und diesem zu Diensten steht. Dieser Dienstfunktion und damit dem absoluten Untergeordnetsein wird auch nicht dadurch widersprochen101, daß die Seraphen wörtlich "über" dem thronenden Herrn stehen: ^yCC. Eine einleuchtende Erklärung gibt O.Keel aufgrund des Vergleiches mit Uräensiegeln aus Ägypten bzw. auch aus Israel im 8.Jh.. Die sogenannten Uräen sind geflügelte Schlangen, "die sich schützend über einem Gott oder König aufrichten oder über ihm schweben."102 Freilich hat Jesaja dieses Motiv nur aufgenommen, "um mit ihrer [der Numinosität der SerafimJ die-----------S3r Nähe der Erscheinung, die dem Blick des Sehers verwehren, sich auf ihr Zentrum zu richten. Selbst die Serafim verhüllen ja ihr Gesicht vor ihm. ” 100 s. oben dazu: 11.1.3. 101 Diese Befürchtung empfand bereits die Septuaginta: "G liest für %*BD kvkXcj a&rov. Auch hier dürfte es sich um eine tendenziöse Änderung handeln, weil es dem Übersetzer anstößig war, daß die Seraphen über ihrem götlichen Herrn stehen sollten. Aber nach dem am Satzende schweben sie tatsächlich über ihm. ” H.Wildberger, BK X/l, 1972, S. 232., Anm. 2a. O.Keel, Jahwe-Visionen und Siegelkunst, 1977, S.lll. 51

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