Fila Béla - Erdő Péter (szerk.): Teológus az Egyházben. Emlékkönyv Gál Ferenc 80. születésnapja alkalmából - Studia Theologica Budapestinensia 12. (1995)

Erzbischof Josef Stimpfle: "Veritatis Splendor". - "Fel sin der Brandung"

Die katholische Kirche lehrt ein ausgewogenes »Sowohl-als-auch«. Ih­re Ganzheitsschau umfaßt alle Elemente des Glaubens und der Sitten­lehre, ohne eines auszublenden. Sie mißt jedem Element das ihm zu­kommende Gewicht bei. Dagegen ist es die Eigenart der Häresie (von griechisch hairesis, haireomai: Auswahl, auswählen, vorziehen), diese Elemente nicht in ihrer Bedeutung und gegenseitigen Zuordnung zu sehen, sondern Wichtiges zu übergehen oder auszublenden und das Ausgewählte auf Kosten anderer Elemente zu verabsolutieren. Die Ausgewogenheit der katholischen Lehre tritt in der Enzyklika deutlich hervor. Der Papst würdigt die Freiheit und das objektive Gesetz, das Gewissen und die Wahrheit, jedes in der eigenen Bedeutung, und die beiden Brennpunkte jeweils in ihre gegenseitigen Bezogenheit und Zu­sammengehörigkeit. Dies gilt im speziellen Sinne auch für jede sittliche Handlung. Jede gu­te Handlung besteht aus zwei Grundbestandteilen: die gute äußere Tat auf einem bestimmten Gebiet des Lebens, zum Beispiel der Abschluß eines gerechten Vertrags, und die innere Grundentscheidung für das Gu­te, die diesen Akt der Gerechtigkeit beseelt und im tiefsten trägt. In der konkreten guten Tat entscheidet der Mensch nämlich nicht nur über dieses bestimmte sittliche Gute und gegen das entgegengesetzte Böse (in einem Vertrag für dieses Gerechte gegen das entgegengesetzte Un­gerechte). In dieser Einzelentscheidung wählt er vielmehr auch grund­sätzlich das Gute überhaupt, verfügt über sich in der Tiefe seines We­sens in rechter Weise; er ordnet sich auf das absolut Gute und den ab­solut Guten, auf Gott hin. Das erstere nennt man die Einzelwahl und das zweite die Grundentscheidung. In der bösen Handlung gilt glei­ches im umgekehrten Sinn. Es gibt heute Bestrebungen, die diese bei­den Elemente der sittlichen Tat nicht nur unterscheiden, wie es rech­tens ist, sondern trennen. Dabei wird das sittliche Gewicht der Grund­entscheidung verabsolutiert, die Einzelwahl in ihrer sittlichen Bedeu­tung dagegen abgewertet. Einfach und in der Volkssprache ausge­drückt, würde diese Auffassung sich dergestalt äußern: »Es kommt schließlich nur auf die innerste Einstellung an; was man dann nach außen tut, ist nicht so wichtig; wenn zwei Menschen im tiefsten gute Überbetonung der Grundentscheidung 58

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