Fila Béla - Erdő Péter (szerk.): Teológus az Egyházben. Emlékkönyv Gál Ferenc 80. születésnapja alkalmából - Studia Theologica Budapestinensia 12. (1995)

Erzbischof Josef Stimpfle: "Veritatis Splendor". - "Fel sin der Brandung"

lassen kann, erfährt er vor allem im sogenannten schlechten Gewissen. Das Gewissen ist nicht sein eigener Zeuge, sondern Zeuge eines ande­ren, des Schöpfers: „Nach den Worten des hl. Paulus stellt das Gewis­sen den Menschen gewissermaßen dem Gesetz gegenüber, wodurch es selber zum 'Zeugen für den Menschen wird: Zeuge seiner Treue oder Untreue gegenüber dem Gesetz, das heißt seiner fundamentalen sittli­chen Rechtschaffenheit oder Schlechtigkeit" (VS 57). Zunächst redet der Mensch im Gewissen mit sich selbst, er bezeugt sich selbst den An­ruf einer höheren Instanz. „In Wirklichkeit" ist der Dialog des Men­schen mit sich selbst jedoch „der Dialog des Menschen mit Gott, dem Ur­heber des Gesetzes, dem ersten Vorbild und letzten Ziel des Men­schen" (VS 58). Der Anruf im Gewissen führt nicht an der für alle geltenden Wahrheit, am objektiven Gesetz, vorbei, und noch weniger führt er in die entge­gengesetzte Richtung, sondern er drängt zur Verwirklichung der Norm in der konkreten Situation: „Während jedoch das Naturgesetz die objektiven und universalen Ansprüche des sittlich Guten heraus­stellt, ist das Gewissen die Anwendung deg Gesetzes auf den Einzelfall Der universale Charakter des Gesetzes und der Verpflichtung wird nicht ausgelöscht, sondern vielmehr anerkannt, wenn die Vernunft de­ren Anwendungen in der konkreten aktuellen Situation bestimmt" (VS 59). Die Abhängigkeit des Gewissens von den allgemein gültigen Normen, im letzten von Gott, kommt auch dadurch zum Ausdruck, daß der Papst den Gewissensspruch nie als höchste Norm, sondern als „nächstliegende Norm der Sittlichkeit" (VS 59), als „letztes konkretes Urteil" (VS 63) bezeichnet. Die höchste Norm ist der Wille Gottes, oder, wie der Papst mit den Worten des Konzils lehrt: „Die höchste Norm des menschlichen Lebens [ist] das göttliche Gesetz selber..., das ewige, objektive und universale, durch das Gott nach dem Ratschluß seiner Weisheit und Liebe die ganze Welt und die Wege der Menschen­gemeinschaft ordnet, leitet und regiert" (DH 3; VS 43). Der Mensch ist nicht bloß passiver Empfänger dieser höchsten Norm, des Anrufes der sittlichen Wahrheit. Er kann und soll mit seiner (vom Glauben erleuch­teten) Vernunft „prüfen und erkennen..., was der Wille Gottes ist" (Röm 12,2). Wenn er nun sich ehrlich angestrengt hat, diesen Willen zu erkennen und zu einer Entscheidung gekommen ist, die nach seiner 56

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